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Drawing and the Blind

Die Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung lädt ein zu einem Vortrag von

John M. Kennedy

(University of Toronto)

Drawing and the Blind

Dienstag, 26. Mai 2009,
Humboldt Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
Helmholtz-Saal, R. 3031

John M. Kennedy ist Professor der Psychologie an der University of Toronto in Kanada und ist zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er promovierte an der Cornell University bei dem Wahrnehmungstheoretiker James J. Gibson. Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere stellte Kennedy vorherrschende Theorien der Bildlichkeit und metaphorischer Repräsentation in Frage. Er kritisierte die Annahme, dass Bilder nur visuell erfahren und erzeugt werden könnten. So beantwortete er die Frage „Wofür stehen Linien?“ damit, dass sie Metaphern für visuelle oder taktile Formen seien. Dieses Element der taktilen Wahrnehmung bedeutet bei Kennedy immer auch ambulante Bewegung. Er vertritt die These, dass die lineare Perspektive die Richtung von Bewegungen auf ein Ziel von einem Standpunkt aus darstellt. Dies führte ihn zur Entdeckung, dass selbst blind geborene Menschen ohne Anleitung perspektivische Bilder zeichnen können. Auf der Basis seiner theoretischen und experimentellen Arbeiten vertritt er die These, dass es Universalien der Wahrnehmung gibt, die kulturunabhängig sind.

Kennedys Arbeiten sind in den letzten Jahren international von Philosophen und Wahrnehmungstheoretikern kontrovers diskutiert worden. In seinem Vortrag wird er seine Grundgedanken erklären und an konkreten Beispielen von Zeichnungen blindgeborener Menschen erläutern. Kennedy arbeitet seit Jahren auch mit Philosophen, Museumspädagogen und Künstlern zusammen. Er hat in zahlreichen Fachzeitschriften wie Nature, Science, Perception und dem Journal of Aesthetics and Art Criticism seine Forschungen publiziert. Einen guten Überblick über seine Thesen findet sich in seinem Buch Drawing and the Blind. Pictures to Touch (Yale University Press, 1993).