Die Produktivität von Grenzen in Transformationsprozessen
Jahrestagung des SFB 644 »Transformationen der Antike«
12. bis 14. Mai 2011, Auditorium im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Str. 1/3, 10117 Berlin
Im Mittelpunkt der interdisziplinären Tagung steht die Produktivität von Grenzen in ihrer Bedeutung für die Transformationen der Antike. Die Figur der Grenze eröffnet komplexe Sinnstiftungsprozesse in einem Wechselverhältnis von Kontinuität und Wandel, Offenheit und Beschränkung, von Potentialität und Kontingenz, wie sie für Transformationspro-zesse prägend sind. Es wird dabei von einem weiten Grenzbegriff ausgegangen: von räumlichen, epistemischen, kulturellen, temporalen Grenzen ebenso wie von Grenzen von Wissenschaftsdisziplinen, von Medien, Herrschaftsräumen oder Institutionen, die spezifische und historisch variable Überlagerungen zeitigen können. Die Produktivität von Grenzen erwächst aus ihrer Doppelgesichtigkeit und zirkulären Dynamik: Jegliche Ordnungen sind zunächst ohne eine (wenn auch nur temporäre oder imaginierte) Stabilität von Grenzen nicht vorstellbar. Andererseits tragen Grenzen ihre Überschreitung bereits in sich. Die Transgressionen können subversiv oder auch affirmativ wirken: Grenzen werden in der Überschreitung mithin nicht nur verschoben, sondern auch bestätigt. Inwieweit wird in den Verschiebungen von Grenzen zu hybriden Kontaktzonen und Grenzräumen die Reichweite von Transformationen bestimmt? Wie also wirkt die Produktivität von Grenzen auf Transformationsphänomene? Und wie werden Konflikte, Paradoxien, Widerständigkeiten und Überlagerungen in transformativen ›Grenzregimes‹ ausgehandelt?
Programm
Flyer – Programm – Moving Antiquity (PDF) [1]
Donnerstag, 12. Mai 2011
13.30 Uhr Johannes Helmrath (Berlin): Begrüßung
13.40 Uhr Werner Röcke / Sebastian Möckel (Berlin): Einführung
Sektion 1: Transgressionen und Grenzgänge, Moderation: Hartmut Böhme
14.00 Uhr Albrecht Koschorke (Konstanz): Exodus.
Gesetzgebung und Landnahme im kulturellen Gedächtnis Europas
15.00 Uhr Stephan Günzel (Berlin): Raumteilungen: Logik und Phänomen der Grenze
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr Julia Weitbrecht (Berlin): Die ordenunge dirre welt. Integration und Narrativierung antiken Wissens im mittelhochdeutschen Lucidarius
17.30 Uhr Roberto Sanchiño Martínez (Berlin): Dionysos und die »Grenzen des schönsten Gebildes«. Zu Martin Heideggers Griechenlandreisen
18.30 Uhr Pause
Abendvortrag:
19.00 Uhr Aleida Assmann (Konstanz): Die durchlässige Grenze zwischen Lebenden und Toten.
Unterweltreisen in der englischen Moderne
Freitag, 13. Mai 2011
Sektion 2: Abgrenzung, Kanon, Affirmation
Moderation: Johannes Helmrath
9.00 Uhr Iris Därmann (Berlin): Grenzmarkierungen.
Über sklavische Körper und soziale Identität
10.00 Uhr Albrecht Dröse (Berlin): Zeichen des Zorns.
Zur Transformation antiker Prodigiendeutung bei Brant und Luther
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr Christopher Celenza (Baltimore und Rom): Die Theorie der Adnotationes in Novum Testamentum des Lorenzo Valla: Seine Praefationes im historischen Kontext
12.30 Uhr Michael Weichenhan (Berlin): Wissen über Grenzen.
August Wilhelm Schlegel, Wilhelm von Humboldt und Georg Wilhelm Friedrich Hegel lesen die Bhagavadg
13.30 Uhr Mittagspause
Sektion 3: Konstitution politisch-kultureller Räume
Moderation: Werner Röcke
15.00 Uhr Annette Dorgerloh (Berlin): Der Limes als Kulturgrenze und seine Reflexion in Gartengestaltungen des 18. Jahrhunderts
16.00 Uhr Eva M. Hausteiner (Berlin): Grenzen der Zivilisation?
Rasse, Raum und Rom im British Empire
17.00 Uhr Pause
17.30 Uhr Hans-Georg Soeffner (Essen): Grenzerweiterung.
Zur Neukonstruktion der griechischen Antiken im griechischen Befreiungskampf des 19. Jahrhunderts
18.30 Uhr Oliver Leege (Berlin): Griechische Grenzverschiebungen.
Transformationen des Antike-Bildes im griechischen Nationalstaat
Samstag, 14. Mai 2011
Sektion 4: Grenzen und Imaginationen des Wissens
Moderation: Lutz Bergemann
9.30 Uhr Marcus Becker (Berlin): Remus in Rheinsberg oder Leaping the fence the other way.
Über die Funktionalität von Grenzziehungen in Gartenprogrammen des 18. Jahrhunderts
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Andreas Beyer (Paris): »(…) die Franzosen mit einem Zauberschlage in ein antikes Volk verwandeln.« Paris als neues Rom um 1800
12.00 Uhr Friederike Krippner (Berlin): »Historische Richtigkeit« und die Grenzen des Wissens.
Die Darstellung der Altertümer in Karl von Brühls Berliner ›Ausstattungstheater‹ 1815–1828
13.00 Uhr Johannes Helmrath (Berlin): Schlusswort