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Fundstück #13

#13 Budapest Hotel

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Foto: Nikolaus Bernau (CCBYNC 4.0).

Beim Katalogisieren von Bildbeständen tauchen immer wieder Bildmotive auf, die schon aus anderen Beständen bekannt sind. In diesem Fall waren es die sich mit vertikalen Betonverkleidungen abwechselnden, bronzefarben getönten Scheiben in einem Innenhof. Sie fanden sich auf unbeschrifteten Dias von Nikolaus Bernau und erinnerten mich an bereits bearbeitete Dias von Peter H. Feist aus dem abgeschlossenen Projekt „Denkmalbilder“. Die charakteristische Fassadengestaltung half beim Identifizieren: Nach einer kurzen Suche in der Datenbank war das Rätsel gelöst – es handelt sich bei den Fenstern um die des Hilton Hotels in Budapest.
Mitten im Burgviertel auf der Budaer Seite wurde 1976-77 nach Plänen von Béla Pintér (1925-1992) das erste Hilton Hotel Osteuropas erbaut. Er schuf damit ein modernes Gebäude, welches sich in der äußeren Gestalt stark von der Umgebung absetzt, jedoch zum Teil die historische Substanz integriert. Es wurde über dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Dominikanerkloster St. Nikolaus und dem benachbarten ehemaligen Jesuitenkonvent errichtet. Dessen spätbarocke Fassade blieb ebenso erhalten wie Teile des Klosters und der zwischen den Gebäudeteilen stehende spätgotische Kirchturm.

Das über dem Kloster errichtete kubische Hotelgebäude mit seinem teilweise gestuften Mansardflachdach erhält durch die pilasterartig hervorstehenden großen getönten Glasflächen der Fassade eine stark vertikale Gliederung, in der sich die umliegenden historischen Gebäude wie etwa die Matthiaskirche, die Dreifaltigkeitsstatue oder die Fischerbastei spiegeln.
Die beiden Fotografen waren zu unterschiedlichen Zeiten in Budapest – Feist im Jahr 1984 und Bernau 1997 – und wählten unterschiedliche Ausschnitte.
Im Feist-Bestand finden sich vier Dias, die das Hilton Hotel oder Teile davon zeigen. Seine Aufnahmen vermitteln eine räumliche Vorstellung vom städtebaulichen Kontext, einmal mit einem Teil der Fischerbastei (Abb. 1), oder in der Zusammenschau der historischen Fassade des Jesuitenkonvents mit dem Eingang, des neu bekrönten St. Nikolaus Kirchturms sowie des Neubaus über den Klosterruinen im Hintergrund (Abb. 2).

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(Abb. 1, P.H. Feist)

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(Abb. 2, P.H. Feist)

Bernau, der den mittlerweile 20 Jahre alten Bau dreizehn Jahre später besichtigte, gibt uns einen interessanten Einblick hinter die Fassade und fotografiert in 13 Bildern die Überreste der ehemaligen Klosterkirche und des Kreuzganges. Die erhaltenen Pfeiler und Gewölbeansätze des einstigen Kirchenschiffes werden von der modernen Glasfront eingerahmt (Abb. 3). Der ehemalige, langgestreckte Chor wurde zur Terrasse mit Ausblick auf das gegenüberliegende Donauufer mit dem Parlamentsgebäude (Abb. 4).

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(Abb. 3, N. Bernau)

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(Abb. 4, N. Bernau)

So zeigen uns beide Diabestände verschiedene Blickwinkel auf die Stadt Budapest und ihre Architektur. Während wir bei Feist einen Eindruck von der Umgebung des Ortes erhalten und er sich nicht zwingend nur auf ein Objekt konzertiert, zeigen Bernaus Bilder die bewusste Fokussierung auf eine bauliche Schnittstelle.
Damit ergänzen sich die beiden Bildbestände aus verschiedenen Zeiten und ermöglichen uns einen differenzierten Eindruck des architekturhistorisch wie städtebaulich faszinierenden Bauwerks aus den späten 1970er Jahren in historischer Umgebung.

(AP)

(Link zur Auswahl mit dem Bildmotiv Hilton Hotel in Budapest: https://rs.cms.hu-berlin.de/ikb_mediathek/pages/search.php?search=q2673309 [7])

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