- Institut für Kunst- und Bildgeschichte – HU Berlin - http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de -

20.06.2025, 18:30 Uhr: Full-Screen-Time mit James Gregory Atkinson

[1]Full-Screen-Time mit James Gregory Atkinson
6 Friedberg-Chicago (2021) (Atkinson) und Deutsche sind weiß. N können keine Deutschen sein (1986) (Priemer)
Freitag, 20. Juni 2025, 18:30 Uhr
Medientheater, Georgenstr. 47

Der Fachschaftsrat freut sich, eine neue Veranstaltung in der Reihe Full-Screen-Time ankündigen zu können. Nächster Gast ist der Künstler James Gregory Atkinson (*1981 in Bad Nauheim), den wir am Freitag, dem 20. Juni 2025, um 18:30 Uhr zu einem Screening mit anschließendem Gespräch im Medientheater (Georgenstraße 47, Raum 0.01) begrüßen dürfen. Zu dieser Veranstaltung möchten wir Sie und Euch herzlich einladen.

James Gregory Atkinson ist ein deutsch-amerikanischer Künstler, dessen forschungsbasierte Arbeiten – u.a. in den Medien Video, Skulptur und Installation – sich ausgehend von persönlichen, familiären und kollektiven Geschichtserzählungen mit der Abwesenheit afro-deutscher Erfahrungen in den dominanten Erzählungen über Race, Identität und Nationalität in Deutschland beschäftigen. Durch die Verknüpfung der Perspektiven von Archiven, Körpern, Orten und performativen Praktiken mit aktuellen Lebensrealitäten Schwarzer Menschen in der Diaspora eröffnet Atkinson alternative Sichtweisen auf transhistorisches Schwarzsein. Ausgebildet bei Douglas Gordon an der Städelschule Frankfurt, erhielt Atkinson Stipendien und Künstlerresidenzen in der Villa Aurora, Los Angeles (2016), an der Jan Van Eyck Akademie, Maastricht (2017), sowie ein Atelierstipendium der Hessischen Kulturstiftung in New York (2018). Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen gehören der Dortmunder Kunstverein (2021) und das Goethe-Institut Seattle (2021). Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen u. a. im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt a. M., der Bundeskunsthalle Bonn, Portikus, Frankfurt a. M., und im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Völklingen, gezeigt sowie u. a. auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin gescreent.

Im Medientheater wird Atkinson mit uns zwei Filme – eine eigene Arbeit sowie einen historischen Dokumentarfilm – ansehen und diskutieren. Sein Werk 6 Friedberg-Chicago (2021) widmet sich 17 jungen Schwarzen Protagonisten in den Ray Barracks – einer ehemaligen Kaserne der US-Armee in Friedberg, deren Väter, ebenso wie der von Atkinson, als afroamerikanische US-Soldaten in Hessen stationiert waren. Ihre Bewegungen und Choreografien werden von Harfenspiel begleitet, in dem Ahya Simone das Toxi-Lied aus Toxi (BRD, 1952, Robert A. Stemmle) verarbeitet – ein Film, der die Frage nach der familiären und nationalen Zugehörigkeit afrodeutscher Kinder in der frühen Bundesrepublik stellt. Der eindringliche Film findet eine ästhetische Bildsprache für die Weise, wie Schwarze, deutsche und männliche Subjekte von ihrer kulturellen Umgebung geformt und in bestimmte Rollen gedrängt werden. Die stillstehenden, sich bewegenden und tanzenden Körper verkörpern solche Zuschreibungen – und entziehen sich ihnen zugleich. 6 Friedberg-Chicago ist Teil von Atkinsons fortlaufend wachsendem, nichtlinearem Archiv aus Texten, Bildern, Objekten und Zeitzeugnissen, das sich mit der Wahrnehmung Schwarzer US-Soldaten in Deutschland und dem Leben ihrer in Deutschland geborenen Kinder auseinandersetzt. Daraus speisen sich eine Reihe multimedialer Werke, die wir im Zusammenhang mit dem Film vorstellen und diskutieren werden.

In Ergänzung zu Atkinsons Arbeit wird Christel Priemers Dokumentation Deutsche sind weiß. N können keine Deutschen sein (1986) gezeigt, in der die Regisseurin die Erfahrungen von Afrodeutschen in einer Gesellschaft untersucht, in der „Deutschsein“ traditionell als Synonym für „Weißsein“ angesehen wird. Der provokante Titel des Films stammt aus anonymen Drohbriefen, die von Rechtsextremen an die Schwarzen Interviewpartner:innen in Priemers Produktion gesendet wurden und spiegelt die tief verwurzelten Vorurteile wider, mit denen die Protagonist:innen im Alltag konfrontiert wurden und werden. Christel Priemer verweist sowohl auf die gesellschaftliche Ausgrenzung als auch auf die Herausforderungen der Identitätsbildung für Schwarze Deutsche.