Ausstellung: über sehen bronzeportraits aus dem kunstarchiv beeskow im Netz

Datum/Zeit
Date(s) - 04/06/2019 - 12/07/2019
Ganztägig

Veranstaltungsort
IKB - Institut für Kunst- und Bildgeschichte
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über sehen – bronzeportraits aus dem kunstarchiv beeskow

Ausstellung von Studierenden des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Kunstarchiv Beeskow und mit Fotografien von Barbara Herrenkind unter der Projektleitung von Vert.-Prof. Dr. Katja Bernhardt (Professur Kunstgeschichte Osteuropas) und Dr. Angelika Weißbach (Kunstarchiv Beeskow)

4. Juni – 12. Juli 2019 online und im Foyer der Georgenstr. 47 in Berlin
30. Mai – 22. September 2019 im Kunstarchiv Beeskow

 

Ausstellung “über sehen” im Foyer der Georgenstr. 47, Humboldt-Universität zu Berlin (Foto: Katja Bernhardt)

1992/93 wurde in Beeskow ein Archiv eingerichtet, in das Kunstwerke überführt wurden, die sich in Einrichtungen der Massenorganisationen der DDR befunden hatten. Also Auftragskunst? Die Folgerung ist nicht falsch und doch ein Kurzschluss. Sie verstellt den Blick für die Vielschichtigkeit der Werke, ihre Entstehungs- und Rezeptionskontexte.

Vor dem Hintergrund der immer wieder aufflammenden Diskussion über den Umgang mit Kunst aus der DDR haben wir in dem Seminar „Kunst in der DDR. Praktische und theoretische Annäherung” (Wintersemester 2018/19) die Kunstwerke selbst ins Zentrum unserer Analyse gestellt und dafür die Portraitplastik gewählt. Das Menschenbild war das zentrale Thema der Kunst der DDR. Der Sozialismus sollte dem Menschen dienen; der Mensch sollte die Zukunft erschaffen. Dafür wurden Vorbilder gebraucht, die im Portrait anschaulich wurden. Aber auch das allein ist zu kurz gegriffen: Immer sind die Werke auch ein Nachsinnen über die portraitierte Person, über den Menschen schlechthin und sein Sein in der Gesellschaft. Am Portrait – so unsere These – werden die Spannungen zwischen Theorie und Praxis des Sozialismus, zwischen dem Ideal und seiner Kritik, zwischen ideologischer Forderung und dem Aushandeln künstlerischer Spielräume greifbar.

Im Zuge des Seminars entstand die Idee zu einer dreiteiligen Ausstellung, die im Sommersemester 2019 realisiert wurde. Die von uns analysierten Bronzen wurde im Kunstarchiv Beeskow in einer Sonderausstellung präsentiert. Eine Onlineausstellung machte die Studien der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer zugänglich. Die Texte wurden dabei von Fotografien, die die Fotografin Barbara Herrenkind von den Portraits anfertigte, begleitet. Für die einzelnen Webseiten wurden QR-Codes erstellt, die ihrerseits zu eigenständigen Ausstellungsobjekten und als solche zu einer Ausstellung im Foyer des Fakultätsgebäudes (Berlin, Georgenstr. 47) zusammengestellt wurden. Auf diese Weise holten wir die Werke an einen öffentlichen Ort zurück. Es war damit eine Form gewählt, die die Abwesenheit der Objekte thematisierte und vermittels des Prozesses der Medialisierung zugleich ermöglichte, über ihre frühere Funktion nachzudenken.

Das Seminar und anschließende Projekt wurde mit dem Fakultätspreis für gute Lehre der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 2019 ausgezeichnet.