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Umfrage zum Arbeiten mit digitalen Bildern in den Geisteswissenschaften

Umfrage zum Arbeiten mit digitalen Bildern in den Geisteswissenschaften

Bild Umfrage imagelab [1]In allen geisteswissenschaftlichen und insbesondere den kulturhistorischen Fächern wird immer mehr mit Bildern gearbeitet. Nicht zuletzt die digitalen Bildformate und das Internet haben die Herstellung, die Zugänglichkeit, den Austausch und die Publikation von Bildern um ein Vielfaches einfacher gemacht. Dennoch hat sich in den Arbeitsmethoden vieler WissenschaftlerInnen bislang eher wenig verändert. Bilder werden überwiegend individuell gesammelt, lokal abgespeichert und bearbeitet, und schließlich als Illustration in Texten verwendet.

Das Projekt imagelab am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität hat sich zum Ziel gesetzt, nach integrierten Lösungen im Umgang mit digitalen Bildern zu suchen. Die von der Medienkommission der HU geförderte Arbeit bezieht sich zunächst auf den Rahmen des Studienfachs Kunst- und Bildgeschichte, indem die am Institut vorhandenen Werkzeuge für digitale Bilder analysiert und ein Konzept für eine abgestimmte Arbeitsumgebung vorbereitet werden. Die Ergebnisse sollen jedoch potentiell allen mit Bildern arbeitenden kulturwissenschaftlichen Fächern zugutekommen.

Zu den Ergebnissen der Umfrage

An der Umfrage zum Arbeiten mit digitalen Bildern in den Geisteswissenschaften haben insgesamt 139 Personen teilgenommen. Verbreitet wurde die Umfrage über die Homepage des Instituts für Kunstgeschichte der Humboldt- Universität zu Berlin, über den Arbeitskreis digitale Kunstgeschichte sowie über weitere Mailinglisten im Digital Humanities-Bereich. Der überwiegende Teil der Teilnehmer waren KunsthistorikerInnen (Ca. 68%), sowie HistorikerInnen (ca. 15%) und KulturwissenschaftlerInnen (13%). Die geographische Zuordnung wurde nicht erfragt, aber es ist davon auszugehen, dass Personen aus dem gesamten deutschen Sprachraum teilnahmen. Die Verteilung zwischen Studierenden und Lehrenden war praktisch gleich (ca. 29%); die meisten Teilnehmenden bezeichneten sich jedoch als “andere Mitarbeitende” (ca. 50%, Mehrfachnennungen waren möglich).

Der Einsatz digitaler Bilder bezieht sich bei den Befragten vorwiegend auf die eigene Materialsammlung und Forschung. Darüber hinaus werden digitale Bilder besonders für akademische Vorträge bzw. für Vorträge in der Lehre eingesetzt.

Für die Kommunikation über Arbeitsergebnisse stehen nicht digitale Plattformen,  sondern unangefochten die E-Mail und der direkte mündliche Austausch an erster Stelle.

Bezogen werden digitale Bilder meist über Bilddatenbanken (33%) und Onlinedatenbanken von Museen und anderen Sammlungen (29%). Weit abgeschlagen ist dagegen die Beschaffung von Bildern durch eigene Reproduktion und über die Diathek.

Sie kennen prometheus, wie häufig arbeiten Sie damit? [2]

Sie kennen prometheus, wie häufig arbeiten Sie damit?

Die überwiegende Mehrheit der Befragten kennt das Bildarchiv prometheus (89%), häufig genutzt wird es jedoch nur noch zu 42 Prozent.

Die Frage nach Verbesserungsmöglichkeiten von prometheus fand großes Interesse und führe zu insgesamt mehreren Seiten Kommentar. Dabei wurden vor allem die Erhöhung der Bild- und Metadatenqualität, aber auch der Ausschluss sekundärer Daten (vor allem Angaben aus den Buchvorlagen), die bei der Suche stören, gewünscht. Teils wurde der Ausschluss minderwertiger Doubletten, teils hingegen die Erhöhung der Bildermenge gefordert. Des Weiteren wurden häufig die Geschwindigkeit und die Suchmöglichkeiten bemängelt. Es wurde vorgeschlagen, die Daten der Kunstwerke von denen der Bilder zu trennen. Besonders die Möglichkeit die Suche auf einen bestimmten Zeitraum oder eine Epoche eingrenzen zu können, wurde vermisst. Dieser und andere Einwände zeigen auch die Probleme einer Verbunddatenbank auf, die mit heterogenen Daten und daher bspw. mit dem Fehlen von Dateierungen zu rechnen hat. Ein Teil der gewünschten Merkmale ist bereits vorhanden oder in Vorbereitung (z.B. die Ähnlichkeitssuche); hier bestehen offenbar auch Vermittlungsprobleme. Die (ohnehin anonymen) Bemerkungen werden zur Verbesserung des Angebots an prometheus weitergegeben.

Auf die Frage, welche Eigenschaften eine gute Bilddatenbank ausmachen, sprach sich eine klare Mehrheit für eine sehr gute Bildqualität und eine einfache Bedienung aus. Auch eine schnelle Arbeitsgeschwindigkeit und ein kostenloser Zugang wurden für wichtig befunden. Die Hürde einer Anmeldung spielte angesichts der heute von den Browsern ermöglichten automatischen Anmeldung kaum mehr eine Rolle.

Bei den Suchoptionen wurden die differenzierte Suche nach vielen Kriterien und die Suche nach Zeiträumen höher eingestuft als eine Rückwärtssuche mit Bildern oder die Autovervollständigung bei der Eingabe von Suchbegriffen. Dieses eher überraschende Ergebnis ist möglicherweise mangelden Erfahrungen mit komfortablen Suchoptionen geschuldet.

Bei der Bearbeitung von Bildern konnte sich Freeware, wie Gimp oder Irfan View noch nicht gegen kostenpflichtige Grafikprogramme, wie etwa Photoshop durchsetzen.

Die allermeisten TeilnehmerInnen gaben an, ihre Bilder im eigenen Filesystem zu speichern, dann folgte die Nutzung von lokalen Bilddatenbanken oder wissenschaftliche Bilddatenbanken, die eine Speicherung eigener Bilder erlauben (prometheus). Deutlich als nachrangig wurden erstaunlicherweise Online-Dienste wie Flickr einstuft. Etwas mehr als die Hälfte verschlagwortet die gespeicherten Bilder.

Weniger als ein Fünftel der TeilnehmerInnen macht die eigenen Bilder öffentlich verfügbar. Hierbei besteht ein breites Spektrum, das von einem öffentlichen Album in prometheus, social media-Plattformen und Bilderplattformen wie Facebook, Google+ und Flickr, über die Wikipedia, bis zum eigenen Blog reicht. Als Gründe dafür, Bilder nicht zugänglich zu machen wurden häufig Urheberrechtsbeschränkungen bei Reproduktionen von Fremdaufnahmen oder geschützten Objekten, Furcht vor unberechtigter Weiterverwendung eigener Aufnahmen, Mangel an Zeit und Gelegenheit und als unnötig empfundener Aufwand angegeben. Vereinzelt wurde eine Zugänglichmachung auch mit dem Hinweis darauf abgelehnt, dass die Bilder als Teil der eigenen Forschungsarbeit erst im Zusammenhang mit einer Textpublikation zugänglich gemacht werden sollen.

Das Thema Urheberrecht wurde von einer großen Mehrheit (90%)  im Hinblick auf die Publikation fremder Bilder, für einen kleineren Teil im Hinblick auf selbst erstellte Bilder und lediglich für 5% als gar nicht interessant eingestuft.

Das Annotieren (Markieren, Beschriften etc.) von Bildern analog oder digital wird von 27% sehr häufig und 23% häufig verwendet. Eine digitale Umgebung zum Annotieren nutzen aber nur wenige (20%), vorwiegend zur eigenen Materialsammlung und Forschung. Hier wurden einige Produkte genannt, die im Rahmen des Projekts imagelab bislang noch nicht ausprobiert wurden – wir werden uns das ansehen!

Spielen Videoformate in Ihrer Arbeit eine Rolle? [3]

Spielen Videoformate in Ihrer Arbeit eine Rolle?

Mustererkennung, Vektorgrafiken und 3D- Modelle, sowie 3D- Projektionen haben noch keinen Einzug in das kunsthistorische Arbeiten gefunden. Nur 30%, 8% bzw. 4% gaben an mit diesen häufig Formaten zu Arbeiten. Videoformate werden jedoch von knapp 50% hin und wieder verwendet. Dabei spielen Videos u.a. als eigene Kunstform, sowie als Format zum Aufzeichnen von Vorträgen und Künstlerinterviews oder zur Darstellung komplexer Sachverhalte eine Rolle.

Das Wissen über Bildbearbeitungsprogramme und Bilddatenbanken wird hauptsächlich über das Internet, Fachzeitschriften und Empfehlungen von Bekannten bezogen.

Knapp die Hälfte aller Befragten hat schon einmal an einer Schulung zur Bildbearbeitung oder zu Bilddatenbanken teilgenommen und war mit den Inhalten des Kurses zufrieden. Mehr Schulungsangebote zu Themenkomplexen wie Bildrecht, Bildbearbeitung und Bilddatenbanken wünschen sich 63% der Befragten. Eine deutliche Mehrheit sprach sich für Onlinehilfen und Video-Tutorials als optimale Hilfestellung für Nutzer aus.

Fazit

Bei den Teilnehmenden war ein großes Interesse am Thema spürbar. Auffallend war aber, dass teils eine nur geringe Bereitschaft erkennbar wurde, sich mit neuen Arbeitsumgebungen und Technologien auseinanderzusetzen. Die weitere Beschäftigung mit dem Thema digitaler Bildwerkzeuge muss verstärkt auf anwenderfreundliche und weit verbreitete Arbeitsumgebungen drängen, um die Potentiale des digitalen Bildformats für die kunst- und bildgeschichtliche und sonstige bildbezogene Forschungs- und Lehrpraxis besser nutzbar zu machen und einer breiteren Gemeinschaft zu vermitteln. Eigene Aufmerksamkeit erforden die bislang noch eher separaten Bereiche der 3D-Rekonstruktion und des Bewegtbildes.

Weitere Anregungen können jederzeit an die Mediathek des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte gerichtet werden.

Dank an alle fürs Mitmachen!