- Institut für Kunst- und Bildgeschichte – HU Berlin - http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de -

Fundstück #9

#9 Fade to Pink

[1]

Fotos: s. Beschriftung bzw. unbekannt.

Farbe sticht bei unseren Kleinbildsammlungen nicht nur bei den Rähmchen ins Auge (Fundstück #8 [2]), sondern auch beim Diafilm selbst. Hier sind erneut die gekauften Stücke aufflällig. Sie wurden in der Regel von professionellen Fotograf:innen aufgenommen und weisen daher bei Ausleuchtung, Belichtung, Freistellung der Objekte, Bildausschnitt und Kamerastandpunkt Merkmale professioneller Fotografien auf. Aber während ein selbst aufgenommenes Dia immer ein Original darstellt, das genau einmal auf dem vor Ort verwendeten Film aufgenommen wurde, sind die gekauften Dias Ergebnisse eines Kopiervorgangs, bei dem gelegentlich hohe Auflagen produziert wurden – ähnlich wie bei Filmkopien fürs Kino.

Der Vervielfältigungsprozess beeinträchtigt die Bildqualität grundsätzlich in Hinblick auf Schärfe, Kontrastumfang und Farbwerte. Zudem scheint das für Kopierzwecke eingesetzte Filmmaterial, sogenannter Duplikatfilm, besonders stark zum Farbverfall zu neigen. Der Verfallsprozess verläuft meist dahin, dass nur Farbtöne aus dem Rot-Rosa-Violett-Spektrum übrigbleiben.

Einerseits ist der Farbverfall ein Schaden, der beispielsweise die Beurteilung des Kolorits eines Gemäldes weitgehend unmöglich macht. Andererseits kann er aber auch neutral als eine Transformation des Objekts angesehen werden, die diesem eine neue und eigene ästhetische Qualität verleiht und außerdem Teil von dessen Geschichte ist, wie das Léonie Cujé und Aila Schultz in der letzten Vitrinenausstellung in der Mediathek thematisiert haben.

In der Sammlung Peter H. Feist findet sich ein gewisser Prozentsatz von – teils in eigene Rahmen montierten und von Hand beschrifteten – Dias aus ganz unterschiedlichen Quellen in Ost und West, denen gemeinsam ist, dass sich die Farbtöne nach mehreren Jahrzehnten auf das Rotspektrum reduziert haben. Abgesehen davon, dass wir die Sammlung in ihrer ganzen Struktur erhalten und dokumentieren wollen, wäre ein vorgängiges Aussortieren zu aufwändig gewesen.

So begegnen uns immer wieder Objekte wie die eher bräunliche Maya von Goya aus dem Prado, der rosafarbene Akt von Corinth in Hannover, das orangebraune Frauenporträt von Höckert aus Stockholm, die weinrote Erfurter Barfüsserkirche von Feininger in Stuttgart, der auberginenfarbige Defregger in Wien, das pflaumenfarbige Berliner Schloss von Roch, oder die lediglich noch aus violetten Schatten bestehende Aufnahme des Parks von Schloss Peterhof in Russland.

(GS)

(Link zu den Datensätzen: https://rs.cms.hu-berlin.de/ikb_mediathek/pages/search.php?search=%21collection7122 [3])

Zur Hauptseite der Fundstücke [4]

Aufruf aller bisherigen Fundstücke: http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/category/fundstück/ [5]