Benutzerhinweise

Die Datenbank zur Architektur in tschechischen Fachzeitschriften 1897-1939 gibt Auskunft über architekturtheoretische, bauwesenspezifische, biographische, technische Aspekte der Architektur, über die Entwicklung des Berufsstandes und zu einzelnen Bauaufgaben in Böhmen bzw. der Tschechoslowakei sowie in allen Ländern und Zeiten, die in den tschechischsprachigen Fachzeitschriften rezipiert erscheinen. Der Erstreckungszeitraum 1897-1939 umfaßt eine insbesondere nach der Gründung der Tschechoslowakei publizistisch überaus rege Zeitperiode, welche mit der Weltwirtschaftskrise und der Einrichtung des Protektorats Böhmen und Mähren endete.

Beiträge der tschechischsprachigen Architektur- und Kunstzeitschriften - ca. 27.000 Zeitschriftenseiten bzw. 130 Zeitschriftenjahrgänge - sind in kommentierter Form erfaßt (Bibliographie raisonnée). Die ausgewerteten Informationen erstrecken sich über etwa 10.000 kommentierte Einträge bzw. 2.700 Normseiten. Die Daten konnten dankenswerterweise unter Berücksichtigung vergleichbarer fachbibliographischer Projekte von dem Diplom-Bibliothekar Uwe Sawallisch (EDV-Referat der TU-Berlin) auf der Grundlage des Datenbankprogramms "freitext", entwickelt von Prof. Dr. Robert Funk vom Bibliotheks-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, in die vorliegende Datenbank überführt werden.

Der Internet-Auftritt wurde von der Firma "soft in space" (Jürgen Török) gestaltet. Die digitale Datenbank bietet neue Grundlagen für eine Forschung auf breiter Basis, die Suchmaske gestattet neben einer Volltext-Recherche auch die Suche nach Autoren, Künstlern, Titeln und den jeweiligen Quellen. Sie ist unter der Adresse www.bibarchcz.de zu erreichen. Das tschechischsprachige Quellenmaterial ist mittels dieser Datenbank nunmehr für den deutschsprachigen Forschungskreis verfügbar. Um die Anlage von ordentlichen Suchregistern zu ermöglichen war es nötig, auf Diakritika zu verzichten und Sonderzeichen durch den jeweiligen Grundbuchstaben zu ersetzen; nur die Längezeichen konnten beibehalten werden.

Die Datensätze sind nach einem Schema aufgebaut. An oberster Stelle des Datensatzes steht die jeweilige Datensatznummer. Es folgt der Name des Verfassers. Die dritte Zeile enthält den Titel des Beitrags im Originalwortlaut und in Übersetzung. Die vierte Zeile führt den in dem Beitrag genannten Künstler auf. Die fünfte Zeile enthält den Namen der Zeitschrift, in der der Beitrag enthalten ist, den Jahrgang und die Seitenangabe. Die Abbildungen sind abgekürzt in Klammern gesetzt. In der sechsten Zeile folgt die Sachgruppe, und schließlich in der siebten Zeile der Kommentar, der möglichst alle im Text genannten Personen, Orte und sonstige Hinweise aufnimmt; ergänzend sind Beobachtungen zum Stellenwert des jeweiligen Beitrags, zu gesellschaftspolitischen Tendenzen, argumentativen Schwächen, innovativen Ansätzen und sonstigen Auffälligkeiten vermerkt.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2002 in drei Phasen insgesamt 27 Monate geförderte und am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für osteuropäische Kunstgeschichte, situierte Forschungsprojekt zielte auf eine Erschließung des systematisch noch nicht erfassten, tschechischsprachigen Quellenmaterials zur Architekturgeschichte. Damit sollte gerade im Zusammenhang der tschechischsprachigen Kunstgeschichte und Quellensituation die wissenschaftshistorisch wie sprachlich defizitäre Erschließungslage verringert werden. Ziel des Forschungsprojekts war eine themen- und objektbezogene Stofferschließung mit Angaben zu Personen (Verfasser, Künstler, Sonstige), Orten, Abbildungen und bibliographischen Daten im Forschungszusammenhang der Architektur im Zeitalter der Moderne. Maßgebliche Ordnungskategorie der Auswertung war die "Bauaufgabe", die sich u.a. auf Bildungsbauten, Gaststätten, Geschäftshäuser, Industrie- und Gewerbebauten, kirchliche Bauten, öffentliche Bauten, Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitspflege, Sportanlagen, Städtebau, Verkehrs- und Wohnungswesen bezog. Die Systematik der Erschließung ist an dem Vorbild der "Bibliographie zur Architektur im 19. Jahrhundert: Die Aufsätze in den deutschsprachigen Architekturzeitschriften 1789-1918" (Stephan Waetzoldt Hg., Bd. 1-8, Nendeln 1977) orientiert. In dieser Bibliographie sind unter Einbeziehung der historischen Gebiete der Tschechoslowakei nahezu umfassend die Aufsätze der deutschsprachigen Architekturzeitschriften - allerdings unkommentiert - verzeichnet. Eine Zusammenstellung der internationalen, deutsch- und tschechischsprachigen Bibliographien, Bibliothekskataloge, Biographien, Überblickswerke, Institutionen, Internetressourcen, Zeitschriftenverzeichnisse und Zeitschriften zur Architekturgeschichte Böhmens und Mährens 1890-1939 wurde bereits im Zusammenhang des Forschungsprojekts "Nationale Repräsentation und europäische Modernisierung in der Architektur der Metropolen Prag und Brünn 1900-1930" am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas als erster Band der Reihe GWZO-Arbeitshilfen erstellt (Arbeitshilfen zur Architekturgeschichte Böhmens und Mährens 1890-1939, Hg. A. Janatková und A. Koch, Leipzig 2002; vgl. http://www.uni-leipzig.de/gwzo, Stichwort "Arbeitspapiere"). Hier findet sich auch eine Kurzcharakteristik der relevanten Fachzeitschriften. Ausgewählt wurden Zeitschriften unterschiedlicher Vereinigungen mit differierender Programmatik und Orientierung: das zentrale Organ des Architekten- und Ingenieurvereins Böhmens bzw. der Tschechoslowakei ("Architektonický obzor"; "Časopis československých architektů"; "Architekt SIA") ist im Berichtszeitraum kontinuierlich zu verfolgen; "Styl" repräsentiert die Reformbewegung nach der Jahrhundertwende, "Stavitel" und "Stavba" waren die neuen Architekturzeitschriften der Zwischenkriegszeit. Von den Kunst- und Kulturzeitschriften der Vorkriegszeit wurden "Volné směry" als das Forum der Sezession, "Dílo" mit dem Schwerpunkt in der heimischen Kunst, und "Umělecký měsíčník" aufgenommen; die Zeitschriften "Život", "Horizont" und "ReD" geben unterschiedliche Perspektiven auf die Situation und Fachdebatten in der neuen Tschechoslowakei. Die ausgewerteten Zeitschriften sollen im Folgenden kurz vorgestellt und gemäß ihrer Entwicklung beschrieben werden:

Architektonický obzor [Architekturhorizont] "Spolek architektů a inženýrů v Království Českém" [Architekten- u. Ingenieurvereins im Königreich Böhmen] Hg., Praha: 1 (1902) - 20 (1921). Vorgänger der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins im Königreich Böhmen waren die "Zprávy spolku architektů a inženýrů v Království Českém" [Mitteilungen des Architekten- und Ingenieurvereins im Königreich Böhmen], Nachfolger war seit 1922 "Časopis československých architektů" [Zeitschrift tschechoslowakischer Architekten]. Im Programm der Erstausgabe wurde die Pflege der heimischen bildenden Kunst und ihrer historischen Schätze verkündet (s. Architektonický obzor 1, 1902, S. 1), die Beiträge sind auf die Präsentation einzelner neuer Bauwerke konzentriert. Die Zeitschrift wurde mit dem Jahr 1922 unter dem Titel

Časopis československých architektů [Zeitschrift tschechoslowakischer Architekten] weitergeführt, Spolek československých architektů [Verein tschechoslowakischer Architekten Hg.], Praha: 21 (1922) - 25 (1926). Nachfolger wurde 1927 "Architekt SIA". Der Untertitel des Jubiläumsjahrgangs 25 (1926) nennt folgende Sachgebiete: Mĕsíčník pro architekturu, stavbu mĕst, bytovou péči a umĕní [Monatsheft für Architektur, Städtebau, Wohnfürsorge und Kunst]. Die Berichterstattung wurde auf aktuelle inländische Wettbewerbe ausgerichtet, vorgestellt wurden bevorzugt Wettbewerbsbeiträge der Vereinsmitglieder in Bild und Kommentar. In der Stellungnahme der Redaktion zu den Zielsetzungen der Zeitschrift hieß es, Abbildungen mit Erläuterungen sollten gute Architekturbeispiele bieten und somit selbstredend die Öffentlichkeit und deren Geschmack bilden; ein umfassenderer theoretischer Anspruch wurde als von der Architekturpraxis losgelöstes Begriffsspiel disqualifiziert (s. Časopis československých architektů 21, 1922, S. 2). Thematische Beiträge zu einzelnen Bauaufgaben wurden teilweise um grundsätzliche Darstellungen mit Vergleichsbeispielen aus dem Ausland ergänzt. Im Jahr 1927 erfolgte eine Neubenennung der Zeitschrift unter dem Titel :

Architekt SIA časopis československých architektů SIA. Mĕsíčník pro architekturu, stavbu mĕst, bytovou péči a umĕní [Architekt SIA: Zeitschrift tschechoslowakischer Architekten SIA. Zeitschrift für Architektur, Städtebau, Wohnfürsorge und Kunst], Praha: 26 (1927) - 48 (1951). Die Vereinszeitschrift der tschechoslowakischen Ingenieurarchitekten sollte programmgemäß ein Architekturforum für das auf Ingenieurwissenschaften begründete Bauwesen sein (Architekt SIA 26, 1927, S. 1), eine Unterscheidung zwischen dem technischen und dem künstlerischen Bauwesen wurde abgelehnt (Architekt SIA 27, 1928, S. 1). Sie erhielt zunehmend eine technische Ausrichtung - viel Papier wurde für technische Details verwendet - und entwickelte sich zum Protagonisten von Technisierung und Rationalisierung in der Architektur; unter dem Argument der Ökonomie wurde aber auch die inländische Holzbauweise favorisiert. Prinzipiell wurde im gestalterischen, konstruktiven, wirtschaftlichen und sozialen Interesse die Verwendung inländischer Materialien und Produkte angemahnt (s. Architekt SIA 38, 1939, S. 1). In der Berichterstattung wurde weitgehend auf eine theoretische Reflexion verzichtet - diese Lücke scheinen Namen wie Ford und Taylor ebenso zu füllen wie die umfangreichen Literaturlisten (in den späteren Jahrgängen zunehmend in kommentierter Form) und Kongreßberichte mit Wiedergabe einzelner Referate. Eine Analyse auf hohem Niveau bot die Studie über das Prager Mietshaus (Jarmila Lisková); ebenso fundiert war die Berichterstattung über das Krankenhauswesen in Auseinandersetzung mit der internationalen Krankenhausgesellschaft (Vl. Uklein). Gemäß der Zusammensetzung der Redaktion und aus den Beiträgen ist der tschechoslowakische Horizont dieser Zeitschrift ersichtlich, insbesondere Bratislava erhielt eigenes Profil. Bei der Auswertung wurden die Nachrichten "Zprávy ČSN", Orgán československé normalisační společnosti ["Mitteilungen ČSN", Organ tschechoslowakischer Normalisierungsgesellschaft] und der "Vĕstník SIA spolku čs. inženýrů" [Anzeiger SIA des Vereins tschechoslowakischer Ingenieure] nicht berücksichtigt (Beilagen mit eigener Nummerierung).

Volné smĕry [Freie Richtungen], Verein bildender Künstler "SVU Mánes" Hg., Praha: 1 (1897) - 41 (1949). "Volné smĕry" waren das Organ des Vereins bildender Künstler "SVU Mánes". Im Geleitwort zur Erstausgabe präsentierte sich die Monatszeitschrift als Protagonist der Interessen junger Künstler und der tschechischen Kunst, sie richtete sich gegen das Geschmacksdiktat von Illustrierten und derer Leserschaft. Thematische Schwerpunkte sind Literatur, Theater und bildende Künste, im Zusammenhang von Architektur betreffen die Beiträge den Denkmal- und Heimatschutz und die Architekturtheorie. Im Jahr 1908 wurde von dem Verein "Mánes" eine eigene Architekturzeitschrift begründet:

Styl. Mĕsíčník pro architekturu, umĕlecké řemeslo a úpravu mĕst. Vydává spol. um. výtvar. "Mánes" v Praze [Der Stil. Monatsheft für Architektur, Kunstgewerbe und Stadtgestaltung. Vereinigung bildender Künstler in Prag "Mánes" Hg.], Praha: 1 (1908/09) - 5 (1913); 1=6 (1920/21) - 16=21 (1938). 1913 wurde das Erscheinen der Zeitschrift eingestellt; bei der Wiederaufnahme der Publikation im Jahr 1920 hieß der Untertitel "Časopis pro architekturu, stavbu mĕst a umĕlecký průmysl" [Zeitschrift für Architektur, Städtebau und Kunstindustrie], der neue Herausgeber war "Společnost architektů v Praze" [Gesellschaft der Architekten in Prag]. Nachfolger von "Styl" wurde 1938 "Architektura ČSR". Im Geleitwort zur Erstausgabe wurden die künstlerischen Architekturfragen im weitesten Sinne zum Programm erklärt; es richtete sich gegen die Schablone und den Akademismus. Angestrebt wurde die Kultivierung von Monumentalarchitektur, Zweckbauten und Kunsthandwerk im Sinne einer Einheit von Kultur und Kunst, das Ziel hieß moderne heimische Kunst, ein schönes Prag und ein schönes Böhmen nach dem Maßstab hervorragender Beispiele aus dem Ausland (s. Styl 1.1, 1908, S. 3); die Berichterstattung wurde in einzelnen Jahrgangsheften auf besondere Themen - u.a. Villa, Altstädter Rathaus, Interieur, Monumentalarchitektur, Garten - konzentriert. Bei der Wiederaufnahme wurden rückblickend die englische Reformbewegung und französische Japanmode, und speziell in Architektur die Schüler von O. Wagner als Inspirationsquellen genannt (außer J. Olbrich, J. Hoffmann, J. Plečnik auch P. Behrens und die modernen Bestrebungen in Deutschland) - analog zur "deutschen Form" wurde ein moderner Stil angestrebt, der nach der Staatsgründung gemäß dem Verfasser Wirth die nationale Kultur repräsentieren sollte (s. Styl 1/6, 1920/21, S. 1).

Dílo. List vĕnovaný původní tvorbě české hlavnĕ dekorativní. Nákladem Jednoty umĕlců výtvarných v Praze MCMIII. [Das Werk. Blatt für die ursprünglich böhmische, insbesondere dekorative Gestaltung. Verein bildender Künstler in Prag MCMIII Hg.], 1 (1902/03) - 36 (1948/49). Die Zeitschrift war an der Förderung einer tschechischen, nationalen Kunst inclusive Kunstgewerbe interessiert. Dieses Ziel wurde mit der Veröffentlichung hervorragenden Abbildungsmaterials älterer und zeitgenössischer Kunstwerke aus Böhmen (bevorzugt Malerei und Kunstgewerbe), dem Engagement für die "heimische" Tradition, einer begleitenden kunsttheoretischen Diskussion sowie dem umfangreichen internationalen Literaturbericht (mit der Akzentsetzung auf die Außensicht Böhmens in der Berichterstattung) verfolgt. Mit dem Jahrgang 7 (1909) erfolgte zwar die programmatische Orientierung auf slawische Kunst, jedoch war das mitgelieferte kunsttheoretische Umfeld alles andere als slawisch.

Umĕlecký mĕsíčník: Časopis skupiny výtvarných umĕlců [Künstlerisches Monatsheft: Zeitschrift der Gruppe bildender Künstler], Praha: 1 (1911/12) - 3 (1913). Die Zeitschrift der neu entstandenen Gruppe bildender Künstler brachte Beiträge zur Dichtung, Literatur, Theater, Kunstgeschichte, Malerei, Bildhauerei, Architektur, Kunstgewerbe, öffentlicher Ästhetik, Musik und Ausstellungsbesprechungen; sie war zentrales Forum des tschechischen Kubismus.

Stavitel: Odborný, umĕlecko-technický mĕsíčník. Vydává stavitel. sekce klubu inženýrů a stavitelů v Praze [Der Baumeister: Technisch-künstlerisches Fachmonatsheft. Bausektion des Ingenieur- und Baumeisterklubs in Prag Hg.], Praha: 1 (1919/20) - 16 (1937/38). Mit dem 3. Jahrgang (1921/22) wurde der Untertitel modifiziert und ein neuer Herausgeber angegeben: Stavitel, umĕlecko-technický měsíčník vydalo "Sdružení stavební tvorby" [Der Baumeister: Technisch-künstlerisches Monatsheft. Vereinigung für Bauwesen Hg.]; mit dem 4. Jahrgang (1922/23) wurde der Herausgeber unter "Sdružení architektů v Praze" [Architektenvereinigung in Prag] geführt, und im Jahrgang 5 (1924) wurde der Untertitel "Měsíčník pro architekturu" [Monatsheft für Architektur] festgelegt. Nachfolger von "Stavitel" wurde 1938 "Architektura ČSR". Mit der Zeitschriftengründung richtete sich die Redaktion an die tschechoslowakische technische Öffentlichkeit. Sie wollte nach der Staatsgründung gegen die bis dahin gegebene Abhängigkeit von deutschsprachiger Fachliteratur eintreten. Das von der Krise im Wohnungswesen sowie in sozialer und produktionsspezifischer Hinsicht noch erschütterte Bauwesen sollte zur Stütze des neuen Staates werden. Das Losungswort hieß Arbeit, bei der die Zeitschrift den kritisch-reflexiven Part im Zusammenhang von Städtebau, Nationalökonomie und Gesetzgebung, Sozialpolitik übernahm (s. Stavitel 1, 1919/20, 1). Die Bildunterschriften wurden in tschechischer, französischer und englischer Sprache geführt. Im fünften Zeitschriftenjahrgang wurde eine Angleichung des inländischen Bauwesens an das internationale Niveau zum Programm erklärt (s. Stavitel 5, 1924, S. 20-21). Weiter wurde - in Abgrenzung von "Stavba" - anstelle von gestalterischen Theorien und Spekulationen der Baurealismus verkündet; Manifeste und Phrasen sollten in positive Arbeit umgesetzt und alle Kräfte zur gemeinsamen Aktion zusammengeführt werden (s. Stavitel 5, 1924, S. 110-111). Seit dem 8. Jahrgang erfolgte eine Erweiterung der Zeitschrift um den Ingenieurbau (Leitung Celda Klouček, s. Ankündigung in Stavitel 6, 1925, S. 160). Die Veröffentlichung von Projekten für minderbemittelte Bauherren, mit deren Interessen die zeitgenössischen Bauverhältnisse identifiziert wurden, sollte zur primären Aufgabe zählen; Wohnung und Wohnkultur wurden zu den zentralen Gegenstandsgebieten der Berichterstattung (s. Stavitel 7, 1926, o. S.; Stavitel 15, 1935/36, S. 2). Im Jahr 1932 wurde die Kooperation zwischen "Stavitel" und der tschechoslowakischen Gruppe der Congrès Internationaux d'Architecture Moderne (Adolf Benš, Frant. Fiala, Bohuslav Fuchs, Jaroslav Fragner, Jan Gillar, Josef Havlíček, Karel Honzík, Josef Chochol, Jaromír Krejcar, Augusta Müllerová, Ellen, Josef Polášek, Josef Špalek, Karel Teige) inclusive dem Publikationsvorrecht für CIRPAC (Comité International pour la Réalisation du Problème Architectural Contemporaine) vereinbart (thematische Hefte zu Kongressen, Präsentation von Arbeiten der Mitglieder, Berichterstattung über Aktualitäten; s. Stavitel 13, 1932, S. 33-34).

Život. Nové umĕní - konstrukce, soudobá intelektuelní aktivita [Das Leben. Neue Kunst - Konstruktion, zeitgenössische intelektuelle Aktivität]. Umĕlecká Beseda [Kunstvereinigung Hg.], Praha: 1 (1921) - 21 (1948). Der Jahrgang 2 (1922) der Kunstzeitschrift brachte erstmals in Wort und Bild den internationalen Horizont einer Nachkriegsmoderne, die für die Tschechoslowakei wegweisend wurde.

Stavba: mĕsíčník pro stavební umĕní = L'Edifice = Der Bau. Klub architektů [Klub der Architekten Hg.], Praha: 1 (1922) - 14 (1937/38). Nachfolger von "Stavba" wurde 1938 "Architektura ČSR". Die von der jüngeren Generation der Absolventen der tschechischen technischen Hochschule in Prag begründete Zeitschrift löste sich mit dem zweiten Jahrgang von den Traditionen der tschechischen Vorkriegsmoderne. Die Neuorientierung des Zeitschriftenprogramms zielte auf künstlerische Ökonomie und konstruktive Gestaltung, klare Konzeption und Systematik im Zusammenhang der Gegenwartskultur (Lebensgestaltung, Technik, Wissenschaft, s. Stavba 2, 1923, o. S. [1]). "Stavba" zeichnete sich seit dem zweiten Jahrgang durch internationale architekturtheoretische Beiträge aus (anfangs in Übersetzung von Karel Teige wiedergegeben; zur internationalen Rezeption von "Stavba" s. Paul Westheim und Adolf Behne, in: Stavba 2, 1923, S. 109-110). Sie wurde zum kritischen Blatt des internationalen zeitgenössischen Architekturgeschehens, ihre besonderen Schwerpunkte waren Städtebau und Wohnen; von der Redaktion wurde ein eigener Zeitschriftenbereich für Fragen der inländischen Wohnreform und der Ökonomisierung des Wohnens eingerichtet (s. Stavba 3, 1924/25, S. 118). 1932 wurde die Zeitschriftenprogrammatik von 1924 nochmals wiedergegeben, wobei die Analogie zwischen der neuen Architektur und dem System der modernen Maschine betont wurde; vom Architekten wurde ein tiefgreifendes soziales Verantwortungsbewußtsein erwartet. Die neue Architektur sollte gemäß den ökonomischen und hygienischen Vorgaben gestaltet werden (s. Stavba 11, 1932/33, S. 1). Im selben Jahrgang erschien auch die Analyse der Ergebnisse in der Architektur. Im Rückblick wurden die Durchsetzung einer funktionalen Architekturauffassung auf wissenschaftlich-konstruktiver Basis, das Studium der neuen Materialien und Konstruktionen, die Lösungen der Disposition insbesondere bei Minimalwohnungen, Fortschritte im Städtebau, die internationale Zusammenarbeit positiv bewertet; unter den negativen Ergebnissen wurden der geringe Umfang an realisierten Architekturen, das Offenbleiben wichtiger zeitgenössischer Anforderungen wie der Wohnungsfrage, die unzureichende Industrialisierung des Baubetriebs, das Fehlen einer umfassenden Typisierung, die mangelnde wissenschaftliche Grundlage von Architektur, die Tendenz zum Formalismus aufgeführt (Stavba 11, 1932/33, S. 2). Aus dieser Analyse erfolgten - gemäß dem wissenschaftlichen Anspruch der Zeitschrift - folgende Richtlinien für die weitere Tätigkeit von "Stavba": Die Propagierung der neuen Architektur sollte mit derer Dokumentation und der Aufdeckung sowie Analyse von Fehlern einhergehen; weitere Zielsetzungen waren die Ausrichtung auf soziale Anliegen durch Berücksichtigung einer allseitigen Ökonomisierung von Architektur, die Darstellung der wissenschaftlichen Tätigkeit im Bereich von Konstruktion, Materialien, Einrichtung, Disposition und Bauökonomie, die Berichterstattung über das Ausland (Stavba 11, 1932/33, S. 3-4). Im Jahrgang 1934/35 wurde nochmals unter Berufung auf das Programm von 1924 der gesellschaftspolitische Kontext mit seinen Lebens-, Wirtschafts- und Produktionsbedingungen betont. Die neue Architektur sollte analysiert, mit guten Beispiele illustriert und auf wissenschaftliche Basis überführt werden; aktuelle Fragen sollten zu exakten Lösungsansätzen führen. Gegeben wurde eine tabellarische Übersicht der Architekturentwicklung zwischen 1900-1935 unter den Aspekten: 1. sozialwirtschaftliche Verhältnisse; 2. Lebensstandard; 3. Bautätigkeit, Qualität, soziales Bauwesen; 4.Gesetzgebung; 5. neue Konstruktionen und Materialien; 6. Typisierung, Normalisierung, Industrialisierung - Wirtschaftlichkeit; 7. Ökonomie, Wissenschaft, Hygiene; 8. Entwicklung des Grundrisses; 9. Entwicklung der Formauffassung; 10. Ausdrucksmittel (Material) und die funktionale Architektur (Stavba 12, 1934/35, S. 1-2).

Architektura ČSR. Spojené časopisy Stavba, Stavitel, Styl. Vydává Klub architektů, Sdružení architektů, Společnost architektů [Architektur ČSR. Vereinigung der Zeitschriften Stavba, Stavitel, Styl. Klub der Architekten, Vereinigung der Architekten und Gesellschaft der Architekten Hg.], Praha: 1 (1939). Die Zeitschriftenprogrammatik wurde im Rückblick auf die Entwicklung der nunmehr vereinten Zeitschriften "Stavba", "Stavitel", "Styl" begründet; die Zeitschrift "Architektura ČSR" vertrat als gemeinsames Forum die Themen Urbanismus, Wohnen, Inneneinrichtung (Architektura ČSR 1, 1939, S. 1-6). Als Zielsetzung wurde eine qualitative Steigerung aufgrund der neuen Zusammenarbeit genannt (Architektura ČSR 1, 1939, S. 7-8).

Horizont: Revue současné kultury v Československu [Horizont: Revue der zeitgenössischen Kultur in der Tschechoslowakei], Praha/Brno: 1 (1927) - 3 (1929/31). Die von dem Architekten Václav Roštlapil herausgegebene Kulturzeitschrift wurde in deutscher und tschechischer Sprache geführt. Mit dem 2. Jahrgang (1928/29) wurde sie am Lehrstuhl für Architektur II. an der tschechischen technischen Hochschule in Brünn angesiedelt; im selben Jahrgang findet sich das Sonderheft bzw. der Katalog der Ausstellung der Wissenschaft, geistiger und technischer Kultur und Hochschulwesen in der Exposition der zeitgenössischen Kultur in der Tschechoslowakei, Brno 1928. Weitere Besonderheit der Berichterstattung waren monographische Werkpräsentationen zu einzelnen Architekten wie Arnošt Wiesner, Bohumír Čermák, Karel Kotas oder Ladislav Machoň.

ReD. Revue svazu moderní kultury / Revue internationale illustrée de l'activité contemporaine / Internationale Monatsschrift für moderne Gestaltung, Künstlergruppe "Devĕtsil" Hg., Praha: 1 (1927) - 3 (1929/31). Die Zeitschrift wollte kompromißlos für die revolutionäre, kulturelle und soziale Entwicklung kämpfen (s. ReD 2, 1928/29, S. 1), der Stern des Kommunismus war ihr der einzige Wegweiser in die Modernität (s. ReD 3, 1929/31, o. S.). .