Fundstück #11

#11 Marken- und Medienwandel

Fotos: Fa. Dr. Franz Stoedtner. Digitalisate: Mediathek des IKB.

Es brauchte eine kleine Recherche, um zu verstehen, welche bedeutende Firma hinter dem Produktnamen „Stoe-Dia“ stand, den wir auf Kleinbilddias lasen. Es ist die Firma Stoedtner, die einst unbestrittener Marktführer, wenn nicht beinahe-Monopolist für kunsthistorische Dias im Großformat war. Sie produzierte unter dem Namen Stoe-Dia zuletzt nur noch Kleinbilddias für Museen, wie hier für das Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Da die Herstellung von Dias mit der Einführung des 35mm-Films technisch einfach geworden war, und immer mehr hochwertige gedruckte Abbildungen verfügbar waren, wurde das Abfotografieren, das auch viel billiger als der Kauf von fertigen Dias war, ab den 1960er Jahren an den meisten kunsthistorischen Diatheken zum Prinzip der Diaproduktion. Die exklusive Zusammenarbeit mit Museen war somit eines der wenigen Marktsegmente, die für kunsthistorische Diaverlage übrig blieben.

Die Geschichte der Firma Stoedtner, die nach dem 2. Weltkrieg von Berlin nach Düsseldorf umsiedelte, hatte eigentlich an unserem Institut begonnen. Franz Stoedtner (1870-1946), der an der Berliner Universität Kunstgeschichte studiert hat und von Herman Grimm 1895 mit einer Arbeit zu Hans Holbein promoviert wurde, erkannte, dass sich mit der am Institut gerade begonnenen Diaprojektion ein neuer Markt auftat. Anstatt eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen, gründete er ein „Institut für wissenschaftliche Projektion“ und stellte Glasdias mit schwarzweißen Abbildungen her, die er überwiegend selbst fotografierte. Die Firma, die später kurzzeitig in unmittelbarer Universitätsnähe – Universitätsstraße 3b – siedelte, wie man auf den Etiketten sehen kann, war bereits nach wenigen Jahren stark gewachsen. Sie bediente in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. fast einen Weltmarkt mit einem Sortiment von Zigtausend Motiven von Architektur und Städtebau über Skulptur bis Malerei und Grafik. Auch in der Glasdiasammlung des IKB befinden sich zahlreiche Stoedtner-Dias, wie das gezeigte Exemplar mit Reliefs vom Denkmal des Großen Kurfürsten.

Nachdem Franz Stoedtner 1946 gestorben war, übernahm die Kunsthistorikerin Ottilie Rady, die ihn noch 1942 geheiratet hatte, die Firma, überließ sie jedoch 1959 dem Prokuristen Heinz Klemm. Das gezeigte, vielleicht aus den 1970er Jahren stammende Dia mit einem Selbstporträt von Lovis Corinth, befindet sich in der Sammlung Peter H. Feist und wurde von ihm wohl bei einem seiner wiederholten Besuche in Köln gekauft.

(GS)

(Link zum Datensatz (Kleinbild): https://rs.cms.hu-berlin.de/ikb_mediathek/pages/view.php?ref=17978; (Großbild): http://imeji-mediathek.de/imeji/collection/hFfmQSuYGYX2mJzI/item/6aB1BJ9R_2JDcKbX)

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