Symposion: Asymmetrische Kunstgeschichte? Erforschung und Vermittlung ‘prekärer’ Denkmälerbestände im Kalten Krieg

Datum/Zeit
Date(s) - 24/04/2014 - 25/04/2014
09:00 - 19:00

Veranstaltungsort
IKB - Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Raum 0.12
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Symposion des Lehrstuhls für Kunstgeschichte Osteuropas: Asymmetrische Kunstgeschichte? Erforschung und Vermittlung ‘prekärer’ Denkmälerbestände im Kalten Krieg

24.-25.  April 2014

Fotos: Andreas Baudisch und Barbara Herrenkind

Die Geschichte der Kunstgeschichte unter den Bedingungen der Systemkonkurrenz nach dem Zweiten Weltkrieg ist noch weitestgehend unerforscht. Im Rahmen des Symposions sollen in vergleichender Perspektive Strategien der wissenschaftlichen Handhabung und populärmedialen Vermittlung nicht-systemkonformer Denkmäler im Sozialismus als ost-westlich verflochtene Diskursgeschichte untersucht werden. In der Ära des Sozialismus waren Baudenkmäler im östlichen Europa, die nicht in Verbindung mit der Geschichte der proletarischen Revolution oder der Volkskultur gebracht werden konnten, wie Kirchen, Klöster, Schlösser und Herrenhäuser, mit einer doppelten Hypothek belastet: einerseits aufgrund ihrer historischen Funktion für Religion und ‚Feudalismus‘ und andererseits aufgrund einer ‚falschen‘ Nationalität, wobei der eine Aspekt den anderen verstärkte.

Für die historischen Wissenschaften stellte sich die Herausforderung, diese Denkmalbestände in das jeweils eigene nationale Kulturerbe und das zu modellierende sozialistische Geschichtsbild zu integrieren (oder sie daraus auszugrenzen). Dabei beeinflusste die Notwendigkeit, den Großteil des traditionellen Gegenstandsbereichs vor allem kunsthistorischer Forschung den ideologischen Anforderungen gemäß (neu) zu bewerten, zugleich die Erkenntnisinteressen und vor allem die Entwicklung der Methoden des Fachs. Im Kalten Krieg geprägte Werteordnungen wirken bis heute nach.

Eng verknüpft mit der wissenschaftlichen Erforschung war die populäre Vermittlung eines sozialistisch codierten nationalen Denkmalbestands, so in Ausstellungen, Bildbänden, Reiseführern oder Filmen. Insbesondere gilt dies für jene Regionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg neu besiedelt wurden und für die vor dem Hintergrund der Systemkonkurrenz nach innen wie nach außen der Legitimationsdruck einer kulturellen Aneignung umso dringlicher war.

 


 

Programm

Donnerstag 24.04.2014 (Raum 0.12)

20 Uhr c.t.

Michaela Marek (Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin)

Barock im Sozialismus: Strategien der kunsthistoriographischen Anpassung eines nonkonformen Kulturerbes

anschließend: Umtrunk

 

Freitag 25.04.2014 (Raum 0.12)

9:00

Ivan Gerát (Institut für Kunstgeschichte, Slowakische Akademie der Wissenschaften, Bratislava)

Struktur, Strukturen und die Frage nach Werten der barocken Architektur zwischen Wien und Trnava (Tyrnau)

Marija Drėmaitė (Fakultät für Geschichte, Universität Vilnius)

‘Vilnius is a Baroque City’: Changing Perceptions of the Baroque Heritage during the 20th Century

10:30 Pause

11:00

Agnieszka Zabłocka-Kos (Institut für Kunstgeschichte, Universität Wrocław)

„Doppelte Hypothek“? Zwischen der kunstgeschichtlichen Forschung und der populären Vermittlung der Barockkunst in Polen in der Nachkriegszeit

Andrzej Kozieł (Institut für Kunstgeschichte, Universität Wrocław)

Under the Pressure of ‘Polonization’ Ideology: Renaissance and Baroque Art in Silesia in the Works of Polish Art Historians after 1945

12:30 Mittagspause

14:00

Emilia Kłoda/Karolina Jara (Institut für Kunstgeschichte, Universität Wrocław)

Art Historiography of Wrocław University – a Battlefield of Ideologies

Peter Rostás (Museum Kiscell, Budapest)

Kunstgeschichte und der Wiederaufbau der Budaer Burg

15:30 Pause

16:00

Vendula Hnídková (Institut für Kunstgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Praha)

Himmelfahrtskirche, Most (Brüx) – Das ehemalige Sakralobjekt und seine Positionierung in der sozialistischen Tschechoslowakei

Bianka Trötschel (Institut für Kommunalrecht und Verwaltungswissenschaften, Universität Osnabrück)

Die Rechtsgrundlagen der Denkmalpflege in der DDR im Vergleich mit Denkmalschutzgesetzen ausgewählter Bundesländer

17:30 Pause

18:00-19:00

Eva Pluhařová-Grigienė (Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin)

Zusammenfassung und Bilanz

Abschlussdiskussion


Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, erleichtert jedoch die Organisation:

Renata Choinka, Email: choinka@hu-berlin.de

http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/forschung/laufende-forschungsprojekte/asymmetrische-kunstgeschichte/