Bitte Raumänderung beachten! Tagung: Atem. Gestalterische, ökologische und soziopolitische Dimensionen, 1900–Gegenwart

Datum/Zeit
Date(s) - 11/09/2019 - 13/09/2019
17:00

Veranstaltungsort
HU Hauptgebäude, Hörsaal 2097
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Kategorien


Tagung
Atem. Gestalterische, ökologische und soziopolitische Dimensionen,
1900–Gegenwart

ACHTUNG: neuer Tagungsort:
HU Hauptgebäude
Unter den Linden 6, 10099 Berlin
Hörsaal 2097 (1. OG)

Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin und Exzellenzcluster Matters of Activity

Programm-Faltblatt (PDF)

Abstracts (PDF)
Poster (PDF)

Die Funktion der Atmung als Prozess der systolisch-diastolischen Füllung und Leerung, Ausdehnung und Zusammenziehung der Lunge dient u.a. der Versorgung des Blutes mit Sauerstoff und so der Aufrechterhaltung des Lebens. Die Luft als immaterielles Material wird in der Atmung zu einer „matter of activity“ par excellence. Die Respiration als Figur der wechselweisen Verinnerlichung und Entäußerung sowie der ständigen Grenzüberschreitung zwischen Organismus und Umwelt eröffnet neben biologischen und ökologischen Funktionen auch vielfältige soziale und politische Dimensionen. Diese Vielschichtigkeit spiegelt sich in den motivischen, produktions- und wahrnehmungsästhetischen Bezugnahmen auf den Atem in Kunst, Design und Technologie der Moderne und Gegenwart. Vor dem Hintergrund aktueller Debatten zu Ökologie und Atmosphäre ermöglicht die Tagung eine Diskussion sowohl künstlerischer, gestalterischer und technologischer Verhandlungen des Atems als Material und Prozess der Formgebung.

Ziel der Tagung ist es, erstmals das Spektrum ästhetischer, naturwissenschaftlicher, technischer und ökologischer Dimensionen aufzuzeigen, die in gestalterische Auseinandersetzungen mit der Atmung seit 1900 einfließen. Auseinandersetzungen mit Bildmedien im weitesten Sinne (Malerei, Graphic Novel, Film, Video) werden dabei ebenso betrachtet wie aktuelle Praktiken auf der Schnittstelle von Kunst, Design, Architektur und Technologie (z.B. Objektkunst, Umweltdesign, wearable technologies, Geruchsdesign). Atem soll dabei – unter historischem wie aktuellem Blickwinkel – als Material sowie als Funktion visueller und räumlicher Gestaltung untersucht werden. Atem und Luft treten dabei als Materialien in den Fokus, die nicht zuletzt auch gesellschaftliche Prozesse aktiv mitbestimmen.

Die Diversität der ausgewählten Fallbeispiele mit Blick auf ihre Medialität, ihre Praktiken sowie ihre historische und theoretische Dimension wird durch die folgenden Leitthemen konturiert: (1.) Form, Vitalität und Stillstand von Atem als Material, (2.) Atmung als ‚natürliche‘, soziale und technisch reproduzierbare sowie manipulierbare Lebensfunktion, (3.) Mechanismen des (sozialen) Ein- und Ausschlusses, sowie (4.) der Gegensatz von freier Verfügbarkeit und Mangel an Atemluft.

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Programm (Stand: August 2019)

Mi, 11.9.2019

17:00-18:30
Begrüßung und Einführung durch die Organisatorinnen

Künstlergespräch
„Der Hauch einer Ahnung. Atmen als formgebende Praxis“. Künstlergespräch mit Anselmo Fox, Moderation: Prof. Dr. Friedrich Weltzien

anschließender Empfang

Do, 12.9.2019

Atem als kulturelles und soziales Phänomen
10:00-11:35 | Moderation: Dr. Rebecca Schönsee

Dr. Linn Burchert: „Ästhetisch, soziopolitisch, ökologisch, emotional: Vom Atem in Kunst, Design und Architektur – Einführung in die Tagung“
Prof. Dr. Patricia Ribault: „Blowing as a Mode of Giving Form. Perspectives on Two Cultural Techniques“
Dr. Lisa Hecht: „Degas‘ gähnende Frauen zwischen Hysterie, Dekorumsverstoß und Sozialkritik“

Atmung und Atemlosigkeit: Das Undarstellbare visualisieren
11:50-13:10 | Moderation: Dr. Judith Weiss

Maria Weilandt, M.A.: „The Water Exhales. Zur Evokation von Atem im Medium Comic“
Dr. Isabelle Schwarz: „Perspiratio insensibilis. Ausbleibende Hautatmung? Überlegungen zum Inkarnat in Porträts der Neuen Sachlichkeit Hannover“

Atemtechnologien und Luftmanipulation
14:30-16:30 | Moderation: Dr. Linn Burchert

Dr. Kerstin Borchhardt: „Zwischen Fallout, Faschismus und Fetisch. Zur Ikonographie der Gasmaske in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts“
Dr. Marcus Becker: „Keep Breathing. Zur Ikonographie des Luftholens und -haltens im Science-Fiction-Film“
Prof. Dr. Dorothee King: „Gerochene Heimat. Von olfaktorischen Zugehörigkeitserfahrungen in der zeitgenössischen bildenden Kunst“

Abendvortrag: Atem und Künstlertum
16:45-18:00 | Moderation: Dr. Rebecca Schönsee
Prof. Dr. Lars Blunck: „Der Künstler als Respirator. Marcel Duchamps Atemarbeit“

 

Fr, 13.9.2019

Medialität, Ökologie und Identität
10:00-12:00 | Moderation: Maria Weilandt, M.A.

Prof. Dr. Marta Smolińska: „Vom Keuchen zur Meditation: Automediale und (bio)politische Dimensionen des Atems in der Kunst der polnischen Neoavantgarde-Gruppe Werkstatt der Filmform“
Annerose Keßler, M.A.: „Einatmen wollen – Einatmen müssen. Grenzen überschreitende Gerüche und toxische Atmosphären in der zeitgenössischen Kunst“
Dr. habil Barbara Ursula Oettl: „Don’t Hold Your Breath! – Atmen als Mittel der Selbstreflexion“

Atmende Körper und atmende Technologien
13:00-14:20 | Moderation: Dr. Kerstin Borchhardt

Dr. Linn Burchert: „Wearable technologies: Atemtechnologien auf der Schnittstelle von Kunst, Design und Therapeutik“
Dr. Ksenia Fedorova: „Breathing in Vegetative Systems as a Media Effect“

Atem und Architektur
14:40-17:00 | Moderation: Dr. Elke Werner

Dr. Rebecca Schönsee: „Von der Atemperformance zur Architektur: Vito Acconcis Zonen der Transferenz“
Prof. Dr. Ole Fischer: „Der Atem der Architektur? – Klimatische Kammern der Moderne und Gegenwart: Mies van der Rohe, Philippe Rahm und Terrain“
Dr. Lorenzo Guiducci / Iva Rešetar, Dipl.-Ing. M.A.: „Breathing skins: Bio-inspired design strategies for temperature and humidity regulation in architecture”

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Organisation:

Prof. Dr. Claudia Blümle (Principal Investigator im Schwerpunkt Material Form Function des Clusters Matters of Activity, Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin)
Dr. Linn Burchert (Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin)
Dr. Rebecca Schönsee (Institut für Germanistik, Universität Wien)

Kontakt: linn.burchert@hu-berlin.de