Ringvorlesung im WS 2022/23: Unter Beschuss: Kunsthistorische Revisionen im Zeichen des Ukrainekrieges

Ringvorlesung im Wintersemester 2022/23RV komplett neu

Unter Beschuss:
Kunsthistorische Revisionen im Zeichen des Ukrainekrieges

Hörsaal 3075, Unter den Linden 6 (HU-Hauptgebäude), Berlin-Mitte und im Livestream

Die Informationen zum Livestream finden Sie auf der folgenden Seite. Benutzen Sie bitte dazu das Passwort Ringvorlesung.

http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/links/ringvorlesung-informationen-zum-livestream/

Liste der Vorträge

RVL Plakat

Das Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin veranstaltet im WS 2022/23 eine Ringvorlesung «Unter Beschuss. Kunsthistorische Revisionen im Zeichen des Ukrainekrieges». Das jüngste Kriegsgeschehen in Europa – die russische Invasion der Ukraine – dient als Anlass, über geografische, regionale, mediale und historiographische Ansätze der Kunstgeschichte nachzudenken, die unseres Erachtens mit dem Krieg in Frage gestellt wurden.

Neben einigen Einblicken in die Komplexität der historischen Entwicklung der Kunst- und Kulturlandschaft des um seine Souveränität kämpfenden Landes und in die diesbezüglichen kunsthistoriografischen Projektionen im 20. Jahrhundert steht die Aktualität des Krieges als Erfahrung und Herausforderung für die Kunst- und Bildgeschichte im Fokus. Zum einen beschäftigt sich die Vorlesungsreihe mit dem akuten Problem des bedrohten kulturellen Erbes, dessen Fragilität in einem militärischen Konflikt wieder mehr als deutlich spürbar wird. Zum anderen wird im Sinne der politischen Ikonologie und Medienkritik v.a. die Problematik der neuen Sichtbarkeit des Krieges angesprochen: Wie können und sollen in der Realzeit abrufbare Bilder von extremer Gewalt und ihren Spuren durch den (globalen) Betrachter verarbeitet werden? Wie dabei in Analogien denken, wie tragfähig oder trügerisch sind historische Vergleiche? Inwieweit verpflichten diese Bilder insgesamt zu einer neuen Augenzeugenschaft, wie emphatisch oder anästhetisch kann der Blick sein? Die Vorträge werden ebenfalls aufzeigen, wie zirkulierende Bilder und Videos zu effektiven ikonischen Waffen in einem Krieg avancieren, der auch ein Informationskrieg ist.

Der Fall Ukraine kann somit als neuer Ausgangspunkt verstanden werden, um weitere Dimensionen von Bildern in asymmetrischen Konflikten des 21. Jahrhunderts zu analysieren: hat nach der tragischen Erfahrung der diffusen Stellvertreterkriege in Syrien und Jemen wie der Besatzungen von Irak und Afghanistan der flächendeckende militärische Angriff Russlands auf die Ukraine neue Medien und neue Bildsprachen, neue Formen und Funktionen des Ikonischen hervorgebracht? In diesem Sinne wird im Rahmen der Ringvorlesung eine fachübergreifende, kunst- und bildhistorische, kulturtheoretische und philosophische Reflexion zum Thema angestrebt.

Under Shelling: Art Historical Revisions in the Light of the War in Ukraine

In the winter semester of 2022/23, the Institute of Art and Image History at the Humboldt-Universität zu Berlin is organising a lecture series “Under Shelling. Art Historical Revisions in the Light of the War in Ukraine”. The present war in Europe – the Russian invasion of Ukraine – serves as an impetus to reflect on geographical, regional, media-related and historiographical approaches to art history that we believe were called into question with the war.

The lecture series gives insights into the complexity of the historical development of the artistic and cultural landscape of the country fighting for its sovereignty and the related art historiographical projections in the 20th century. At the same time, the focus is on the topicality of war as an experience and challenge for the history of art and images. On the one hand, the lecture series deals with the acute problem of the endangered cultural heritage, the fragility of which is once again palpable in a military conflict. On the other hand, in terms of political iconology and media criticism, the problem of the new visibility of war will be addressed: How can we understand images of extreme violence and its traces that can be retrieved in real-time by the (global) beholders? Should we think in analogies? How sustainable or deceptive are historical comparisons? To what extent do these images engage us in a new kind of eye-witnessing, and how emphatic or anaesthetic can the gaze be? The lectures will also show how circulating images and videos become effective iconic weapons in a conflict that is also an information war.

The case of Ukraine can thus be understood as a new starting point to analyse further dimensions of images in asymmetric conflicts of the 21st century. After the tragic experience of the diffuse proxy wars in Syria and Yemen and the occupations of Iraq and Afghanistan, has Russia’s full-scale military attack on Ukraine evoked new media, visual languages, forms and functions of the iconic? With those questions, the lecture series aims at an interdisciplinary, art- and image-historical, theoretical and philosophical reflection on the topic.

Ansprechpartnerin/contact: Kathrin Heidenreich
Email: ikb-sekretariat@culture.hu-berlin.de