Torgespräch: Prof. Dr. Cheryce von Xylander (Technische Universität Darmstadt)

Datum/Zeit
Date(s) - 30/01/2017
19:30 - 22:00

Veranstaltungsort
Max Liebermann Haus
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Kategorien


Torgespräch im Rahmen der Rudolf-Arnheim Gastprofessur

In Verbindung mit der Humboldt-Universität zu Berlin und
dem Deutschen Akademischen Austauschdienst

Begrüßung
Dr. Pascal Decker
Geschäftsführender Vorstand, Stiftung Brandenburger Tor
Prof. Dr. Michaela Marek
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kunst- und Bildgeschichte

Empfang
bis 22.00 Uhr

Prof. Dr. Cheryce von Xylander, Technische Universität Darmstadt

Digitales Gemüt

Digitales Gemüt klingt wie ein Widerspruch in sich.
Das Digitale ist topaktuell, alles Gemütliche scheint dagegen aus der Zeit gefallen. Das Digitale avancierte vor einigen Jahren, wohl erst mit dem Internet und kurz nach dem Mauerfall, zum Universalmedium unseres tagtäglichen Austausches. Das Gemüt suggeriert eine alte Weltordnung, noch von Milchkannen und Pferdekutschen geprägt, und gilt spätestens seit dem Aufstieg der Neuen Welt als überholt. Und doch werden das World Wide Web als neue Heimat verstanden und die sozialen Medien als neue Taktgeber. Die Begriffe Heimat, Takt und Gemüt sind aufs engste miteinander verflochten.

Der Vortrag betrachtet ein gern übersehenes Kapitel der visuellen Moderne. Digitales Gemüt benennt die nachhaltige Aktualität einer philosophischen Ästhetik, die von Immanuel Kant eingeleitet wurde und zuletzt von Bill Gates feierlich kanonisiert. Emblematisch ist das durch den deutschen Emigranten Otto Bettmann 1936 in New York begründete Bildarchiv. Dieses in Berlin konzipierte Unternehmen etablierte den internationalen Handel mit Bildrechten. Seine photographische Sammlung beruht auf dem historischen Bildbestand Europas und fungiert bis heute als visuelles Gedächtnis der USA im 20. Jahrhundert.

Cheryce von Xylander ist US-Amerikanerin. Sie untersucht die historische Subjektivität und Ästhetik des Wissens. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen Vermittlungstechniken als selbstorganisierende Erfahrungsdimension. Sie studierte angewandte Kognitionswissenschaft, Wissenschaftstheorie und Geschichte in Stanford, Cambridge und Chicago. Nach ihrer Arbeit am Deutschen Museum in München und Forschungsaufenthalten an den Max-Planck-Instituten für Kognitions- und Neurowissenschaften, Wissenschaftsgeschichte und Bildungsforschung lehrte sie Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt.