DER KÜNSTLER UND SEIN WERK
Signaturen europäischer Künstler von der Antike bis zum Barock
THE ARTIST AND HIS WORK
Signatures of European Artists from Antiquity to Baroque
Internationale Fachtagung / International conference
26.–28. September 2008
Humboldt-Universität zu Berlin
Besprechung der Tagung in der FAZ, 5. November 2008
Mit der Signatur wird, so die landläufige Sicht, die Authentizität eines Objektes bestätigt, mit ihr etikettiert der Künstler es als sein Werk. Seit jeher signierten namhafte, aber auch weniger bekannte Künstler ihre Arbeiten. Seit den 1980er Jahren ist ein zunehmendes Interesse an diesem Aspekt der Künstlerselbstdarstellung zu verzeichnen. Es wurden grundlegende, überwiegend auf einen Künstler oder eine Kunstregion fokussierte Publikationen vorgelegt. Während für das Mitttelalter derzeit gebietsweise an Bestandsaufnahmen gearbeitet wird, mangelt es für die frühe Neuzeit und den Barock an Überblicken. Der unüberschaubare Bestand an Künstlersignaturen wird manchmal überraschend z.B. durch Restaurierungen erweitert: so kam 1974 Donatellos Signatur des hl. Johannes in der venezianischen Frari-Kirche und jüngst Antonello da Messinas cartellino-Signatur des hl. Sebastian in Dresden ans Licht. Von größter Aktualität ist das Thema, da in diesem Jahr eine Reihe grundlegender monographischer Beiträge zu Künstlersignatur und Künstlerselbstverständnis erscheinen.
Die internationale Fachtagung bringt für drei Tage die Nestoren dieses Forschungszweiges mit jüngeren Spezialisten zusammen. Aktuelle eigene Forschungen sollen diskutiert und eine Bilanz des Forschungsstandes gezogen werden. Der Zeitbogen reicht von der klassischen Antike bis zum Barock, ein kulturwissenschaftlicher Beitrag schlägt eine Brücke in die Gegenwart. Topographisch werden besonders Italien, aber auch Deutschland, Frankreich und die Niederlande, die Iberia und Iberoamerika ins Blickfeld genommen. Über die Jahrhunderte läßt sich ein faszinierender Facettenreichtum der Künstlersignatur in allen künstlerischen Medien beobachten: in Architektur und Plastik, Malerei und Graphik, auf Medaillen und in den Kleinkünsten. Als Signatur dienten das Stifterbildnis ebenso wie das Künstlerselbstbildnis, mit ganzem Namen wurden Kirchenfassaden, Bilderrahmen oder visitenkartenähnliche cartellini im Bild versehen; abgekürzt oder verschlüsselt findet sich der Künstlername als Monogramm und Wappen oder Hauszeichen, als Rebus oder Imprese. Bildhaft spielten Albrecht Dürer (Tür), Hans Schäufelein (Schäufelchen), Bartolomeo Passerotti (Spatzen) und Federico Zuccari (einem Zuckerhut, monte di zuccaro, entsprießende Kürbisblüten, fiori di zucca) auf ihren Namen an.
Form und Funktion der Künstlersignatur sind daher von besonderem Interesse: Welche Bedeutung mißt der Künstler Signatur und seinem Werk bei? Der Wortlaut der Signatur soll ebenso untersucht werden wie deren Anbringungsort, Größe und Sichtbarkeit. Wie häufig verwenden Künstler Signaturen, wo haben diese eine Schlüsselfunktion? In welcher Weise verbinden sich Künstlersignatur und Sitftername, wie konkretisiert sich der sie einende Wunsch nach Memoria im Werk? Ist die Signatur tatsächlich ein Indikator für den Grad der Vollendung (fecit versus faciebat)? Zentral ist die alle Werke und Epochen vereinende Frage: Ist die Signatur sichtbarer Ausdruck eines wie auch immer zu definierenden künstlerischen Selbstbewußtseins?
Im Mittelpunkt stehen der Künstler und sein Werk: zu Beginn und zum Beschluß werden ausgewählte Werke im Kupferstichkabinett, der Gemäldegalerie der Skulpturensammlung sowie zwei aktuelle Ausstellungen besucht.
Fotos: Barbara Herrenkind
Programm:
Donnerstag, 25. September / Thursday, September 25 |
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11.00 |
Besichtigung der Ausstellung / Visit of the exhibition |
15.00 |
Besichtigung signierter Werke im/ Visit to signed works in the Kupferstichkabinett Kupferstichkabinett (ausschließlich Tagungsteilnehmer) |
17.00 |
Besichtigung von signierten Plastiken und Gemälden im / Visit to signed sculptures and paintings in the Bode-Museum mit / with JULIEN CHAPUIS und / and VOLKER KRAHN |
Freitag, 26. September / Friday, September 26 |
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9.00 |
Begrüßung / Welcome Einführung / Introduction |
9.30-13.00 |
Moderation / Chair: HENNING WREDE und NICOLE HEGENER I. DIE ANTIKE SIGNATUR UND IHRE KULTURGESCHICHTLICHE DIMENSION / THE ANTIQUE SIGNATURE AND ITS CULTURE HISTORICAL DIMENSION BERNARD ANDREAE (Deutsches Archäologisches Institut, Rom, Erster Direktor a.D.) SONJA NEEF (Bauhaus-Universität Weimar) Pause / Break II. MITTELALTER / MIDDLE AGES HORST BREDEKAMP (Humboldt-Universität zu Berlin / Wissenschaftskolleg Berlin) PETER CORNELIUS CLAUSSEN (Universität Zürich) |
13.00 |
Mittagspause / Lunch break |
14.30-18.00 |
Moderation / Chair: PETER CORNELIUS CLAUSSEN ALBERT DIETL (Universität Regensburg) MARIA MONICA DONATO (Scuola Normale Superiore Pisa) Pause / Break SILKE GÜNNEWIG (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) TOBIAS BURG (Essen, Folkwang-Museum) |
19.00 |
Öffentlicher Abendvortrag / Public evening Lecture MATTHIAS WINNER (Bibliotheca Hertziana, MPI Rom, Direktor a.D.) |
Samstag, 27. September |
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9.00- 13.00 |
Moderation / Chair: HORST BREDEKAMP III. RENAISSANCE UND MANIERISMUS / RENAISSANCE AND MANNERISM ALESSANDRO DELLA LATTA (Istituto di Studi Umanistici, Florenz) RUDOLF PREIMESBERGER (Freie Universität Berlin) NICOLE HEGENER (Humboldt-Universität zu Berlin) Pause / Break ANDREAS BEYER (Universität Basel) MILA HORKÝ (Köln) |
13.00 |
Mittagspause / Lunch break |
14.30-18.30 |
Moderation / Chair: MARILYN und IRVING LAVIN DEBRA PINCUS (Washington/D.C., US) SHERYL E. REISS (University of Southern California/CA, US) Pause / Break CAROLINE P. MURPHY (Cambridge/MA, US) KARIN GLUDOVATZ (Freie Universität Berlin) |
Sonntag, 28. September |
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9.15-13.00 |
Moderation / Chair: NICOLE HEGENER IV. BAROCK / BAROQUE KARIN HELLWIG (Zentralinstitut für Kunstgeschichte München) MARILYN ARONBERG LAVIN (Princeton/NJ, US) Pause / Break ESTHER MEIER (Universität Dortmund) IRVING LAVIN (Institute for Advanced Study, Princeton/NJ, US) Abschlußdiskussion /Final discussion |
13.00 |
Mittagspause / Lunch break |
15.30–16.30 |
Besichtigung der signierten Werke in der Ausstellung / Visit to signed works in „Raffaels Grazie – Michelangelos Furor. Sebastiano del Piombo“ mit / with KIA VAHLAND (Hamburg) |
16.30–19.00 |
Besichtigung signierter Werke in der Gemäldegalerie am Kulturforum mit / Visit to signed works in the Gemäldegalerie at Kulturforum with STEFAN |
Konzeption und Organisation:
Nicole Hegener
e-mail: nicole.hegener@culture.hu-berlin.de
Veranstalter:
Humboldt-Universität zu Berlin
Kunstgeschichtliches Seminar
Dorotheenstraße 28
10099 Berlin
Veranstaltungsort:
Humboldt-Universtität zu Berlin
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Unter den Linden 6, R. 3031
10099 Berlin
http://www.kulturtechnik.hu-berlin.de/
In Kooperation mit dem Kupferstichkabinett, der Gemäldegalerie und der
Skulpturensammlung (Staatliche Museen zu Berlin Stiftung Preußischer
Kulturbesitz)
Finanziert von der FRITZ THYSSEN STIFTUNG FÜR WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG