Seit dem byzantinischen Bilderstreit und dem Bildersturm der Reformation ist nicht mehr in solcher Intensität über Bilder nachgedacht worden wie in den letzten Jahrzehnten. Neben der Archäologie und der Kunstgeschichte haben sich zahlreiche weitere Fächer an Fragestellungen rund um das Bild geradezu festgebissen. Angesichts dessen geht einer der bedeutendsten Kunsthistoriker der Gegenwart der Frage nach, warum Begriff und Geltung sowie Macht und Ohnmacht von Bildern so hartnäckig verfolgte Themen unserer Tage geworden sind.
Vordergründig geht dieser Boom auf die nie zuvor dagewesene Dominanz des Visuellen in fast allen Lebensbereichen zurück. Dahinter verbirgt sich jedoch ein tieferliegendes Problem als Paradoxon: Bilder besitzen zwar als von Menschen geschaffene Artefakte kein autonomes Leben, entwickeln aber immer wieder eine Präsenz, die sie mehr sein läßt als nur toter Stoff. Darauf gründet die Erwartung, daß das Nachdenken über sie mehr hervorzubringen vermag als der bloße Blick auf sie.
Im Doppelspiel von lebloser Starre und Lebendigkeit liegt die handlungsstiftende Kraft von Bildern. Mit Blick darauf entwirft Bredekamp eine Theorie des Bildakts als Gegenstück zur Lehre vom Sprechakt und verfolgt das Phänomen wirkkräftiger Bilder in drei Bereichen: der künstlichen Lebendigkeit, des Austausches von Bild und Körper und der Eigentätigkeit der Form. Das Buch ist die stark erweiterte Fassung seiner im Jahr 2007 gehaltenen und vielbeachteten Frankfurter Adorno-Vorlesungen – und die Summe jahrzehntelanger Forschungen zur bildaktiven Phänomenologie.
Die postume Inszenierung eines Kardinals: zum Grabmal Bartolomeo Roverellas in San Clemente, Rom
Bei seinem Tod am 2. Mai 1476 hatte Bartolomeo Roverella, Erzbischof von Ravenna und Kardinal von San Clemente zwar testamentarisch für seine liturgische Memoria in seiner Titelkirche Sorge getragen, aber keine Instruktionen für ein mögliches Grabmal hinterlassen.
Der von Roverella eingesetzte Testamentsvollstrecker errichtete ihm in den Jahren nach seinem Tod ein von Giovanni Dalmata und Andrea Bregno geschaffenes Grabmonument im erhöhten Presbyterium von San Clemente – „eines der gelungensten und zugleich eigenwilligsten Grabmäler des römischen Quattrocento“ (Röll: Giovanni Dalmata 1994, S. 92).
Das Grabmal steht in Dialog mit der benachbarten Kapelle Johannes des Täufers, die auf eine ältere Kapelle zurückgeht und offenbar im ausgehenden 15. und 16. Jahrhundert durch die Familie des Kardinals wesentlichen Erneuerungen und einer Wandlung zur römischen Familiengrablege unterzogen wurde. So wurde die Inszenierung des Kardinals in seiner Titelkirche auch zur Selbstinszenierung der Familie instrumentalisiert.
Erzählen ist ein wesentliches Element der Künste, der Literatur und der Geschichtsschreibung. In jeweils spezifischen sozialen, kulturellen und politischen Kontexten erscheint Narrativität als eine Form von Sinnstiftung, als ein retrospektives Ordnen, das sich in jeder Aktualisierung je neu auf bestehende Ordnungen beziehen lässt. Welche Rolle aber spielt Narrativität bei den produktiven Anverwandlungen und Transformationen von Antike?
Die Tagung geht der Frage nach, in welcher Weise mithilfe von antiken Narrativen oder Antike-Narrativen Fremd- und Selbstbilder produziert werden. Welche Formen kann Narrativität dabei in so unterschiedlichen Medien wie Teppichen, Instrumentalmusik oder Tragödien annehmen? Wie werden, etwa in Alexanderromanen oder in Tacitus-Kommentaren, durch Narrative gleichzeitig die antike Vergangenheit und die jeweilige Gegenwart konstruiert und wechselseitig aufeinander bezogen?
14:00 Uhr
Begrüßung: Andrea Polaschegg – Einführung: Albert Schirrmeister
Moderation: Johannes Helmrath
14:30 Uhr
Markus Stock (Toronto): Alexanders Orte: Narrative ‚Bewältigungen’ in der mittelhochdeutschen Literatur
15:30 Uhr
Julia Weitbrecht (Berlin): Die Lucretia-Erzählung im spätmittelalterlichen Drama
17:00 Uhr
Patrick Baker (Münster): Sammelbiographie als Geschichtsschreibung in Paolo Cortesis De hominibus doctis
18:00 Uhr
Asaph Ben-Tov (Erfurt): Eine späthumanistische Konfessionalisierung der Antike.
Die Griechen in der protestantischen historia universalis
Freitag, 3. Dezember 2010
Moderation: Peter Seiler
09:30 Uhr
Anna Heinze (Berlin): Venus und Satyr/Nymphe und Satyr.
Die schlafende Liegende als antikes Sujet in Bildern der Renaissance
10:30 Uhr
Tatjana Bartsch (Berlin): Die Schmiede des Vulkan in den Bildkünsten der Renaissance
12:00 Uhr
Silke Leopold (Heidelberg): Wie erzählt Instrumentalmusik antike Sujets?
Moderation: Werner Röcke
14:30 Uhr
Birgit Franke (Dortmund): Troias Helden an den Höfen Europas – Textile Erzählräume und re-enactment der antiken Historie im 14. und 15. Jahrhundert
15:30 Uhr
Bent Gebert (Freiburg i. Brsg.): Von der Erfüllung der Zeichen zum Erzählen mit erfüllten Zeichen: Narration und Ostension im Trojanerkrieg Konrads von Würzburg
17:00 Uhr
Ronny Kaiser (Berlin): Sola historia negligitur – Historiographisches Erzählen in Althamers Scholien (1529) zur Taciteischen Germania
18:00 Uhr
Martin Clauss (Regensburg): 1066: Als Wilhelm von der Normandie England eroberte und Agamemnon, Xerxes, Marius, Pompeius und Caesar in den Schatten stellte
Samstag, 4. Dezember 2010
Moderation: Martin Dönike
09:30 Uhr
Hans Körner (Düsseldorf): Handlungen im Ornament – handelnde Ornamente. Transformationen der antiken Ornamentgroteske im Vorlagenstich des 16. und 17. Jahrhunderts
10:30 Uhr
Frank Wittchow (Bremen): Abest historia litteris nostris? Die römische Geschichtserzählung in der Krise
12:00 Uhr
Kirsten Postert (Paris/Heidelberg): Die tragédie à sujet moderne in Frankreich (1550-1715) – Modernität und Aktualität als Transformationsfaktor antiker, mythologischer Narrative
Herzlich eingeladen sind insbesondere alle Studierenden, die Angehörigen des Lehrkörpers, die Mitglieder des Fördervereins sowie Freunde und Familie der Absolventinnen und Absolventen. Die Veranstaltung ist universitätsöffentlich.
Das Institut für Kunst‐ und Bildgeschichte der Humboldt‐Universität zu Berlin lädt ein zu einem Vortrag von
Prof. Dr. Ilja M. Veldman
From devotional image to work of art.
Aspects of the early graphic arts in the North
Ilja M. Veldman ist emeritierte Professorin der Freien Universität Amsterdam und Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist ausgewiesene Spezialistin auf dem Gebiet der niederländischen Kunst zwischen 1400 und 1700 mit den Forschungsschwerpunkten Ikonografie und Ikonologie, Funktion und Bedeutung, Kulturtransfer Holland–Italien, sowie Druckgrafik, Buchillustration und Glasmalerei.
Sie betreute mehrere Bände der Standard‐Serien zur frühneuzeitlichen Druckgrafik The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts und The Illustrated Bartsch.
Darüber hinaus war sie an der Konzeption und Durchführung mehrerer internationaler Ausstellungen maßgeblich beteiligt, zuletzt an der aktuell im Musée des beaux‐arts de Rennes gezeigten Ausstellung Heemskerck et l’humanisme.
Ihr jüngstes Buch erschien 2006 und trägt den Titel Images for the eyes and soul. Function and meaning in Netherlandish Prints (1450–1650).
Mittwoch, 10. November 2010, 19 Uhr c.t.
Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, 10117 Berlin
Hörsaal 3075 Standort – Karte
„Premio Salimbeni per la Storia e la Critica d’Arte“
an Nicole Hegener
Der diesjährige „Premio Salimbeni per la Storia e la Critica d’Arte“ geht an die Berliner Kunsthistorikerin Nicole Hegener.
Die Wissenschaftlerin wird für ihre grundlegende Monographie zu dem Florentiner Bildhauer Baccio Bandinelli (1493-1560) ausgezeichnet. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wird am 21. November in San Severino Marche verliehen. Die Fondazione Salimbeni fördert herausragende Leistungen der Kunstgeschichte Italiens und der Region Marche.
Der diesjährige Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung, 2010 ausgeschrieben für herausragende Arbeiten im Themenfeld „Theorie und Kulturen des Bildes“, wurde heute an den Berliner Kunsthistoriker Prof. Dr. Horst Bredekamp verliehen.
Der diesjährige Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung geht an den Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp.
Der Wissenschaftler werde für seine «enorme Forschungsbreite von der Antike bis zur zeitgenössischen Kunst ausgezeichnet», teilte die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf am Mittwoch mit. Seine interdisziplinäre Forschung rage in die Medien- und Naturwissenschaften hinein.
Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird am 8. Dezember in Düsseldorf verliehen.
Die Meyer-Struckmann-Stiftung fördert herausragende Leistungen in den Kultur- und Geisteswissenschaften.
200 Jahre Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität
humboldt-schriften zur kunst- und bildgeschichte
Band XII
Gebr. Mann Verlag · Berlin
Das Fach Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin feiert im Jahr 2010 das Jubiläum seines 200-jährigen Bestehens – gemeinsam mit der Alma Mater. Die vorliegende Publikation bietet die erste zusammenfassende Geschichte des Faches in der Mitte Berlins von 1810 bis in die Gegenwart.
Auch das Fach Kunstgeschichte gehört zu jenen Disziplinen, die mit der Gründung der Berliner Universität im Jahre 1810 eine akademische Fundierung erhielten. Am Anfang stand Aloys Hirt, der – zugleich mit der Archäologie – das Fach Kunstgeschichte von der Antike bis in die Gegenwart vertrat. Akademische Lehrer wie Herman Grimm, der 1873 das erste autonome Ordinariat übernahm, sowie Heinrich Wölfflin, Adolph Goldschmidt, Wilhelm Pinder und Richard Hamann prägten das Fach weit über Berlin hinaus. Neben diesen herausragenden Protagonisten werden nicht minder auch die Außenseiter des Faches wie Heinrich Gustav Hotho und Rudolf Arnheim vorgestellt. Über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus kommt die spannungsvolle Nachkriegszeit an der Humboldt-Universität zur Sprache, wobei insbesondere die für Berlin kennzeichnende Verbindung der universitären Kunstgeschichte mit der Institution des Museums sowie die für das Fach bedeutsamen Bildmedien der Kunstgeschichte erörtert werden. Die außerdem vorgelegten Ergebnisse der Erforschung des Studiums der Kunstgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität um 1900 ermöglichen eine erste Annäherung an das bislang am wenigsten erkannte Gebiet der Fach- und Universitätsgeschichte.
Sabine Arend und Sandra Schaeff »Eine der wichtigsten und vordringlichsten Aufgaben der Hochschule
ist es, für einen geeigneten Hochschullehrernachwuchs Sorge zu tragen.«
Zur Nachwuchsförderung am Kunstgeschichtlichen Institut der Berliner
Friedrich-Wilhelms-Universität 1933 –1945
morning session chair: Stefan Altekamp
10.00: Welcome
10.15: Introduction
10.30: Le Remploi dans les Monuments de l’Ifriqiya Medievale
Faouzi Mahfoudh, Tunis
11.15: Reuse and Redistribution of Latin Inscriptions on Stone in Post-Roman North Africa
Stefan Altekamp, Berlin
12.00: lunch break
afternoon session chair: Stefan Altekamp
13.30: Pulcherrima Spolia in the Architecture and Urban Space at Tripoli
Simonetta Ciranna, L’Aquila
14. 15: Adding a Layer: Functioning Muslim Shrines at Archaeological Sites in Northwestern Morocco
Eric Ross, Ifrane
15.00: coffee break
15.30: The French Army and the Destruction of Roman Monuments in Algeria:
Sétif, Tebessa, Guelma Michael Greenhalgh, Canberra
Friday, 05. November
morning session I chair: Peter Seiler
9.00: Provenienze e modalità di spogliazione e di reimpiego a Roma tra Tardoantico e Medioevo
Patrizio Pensabene, Roma
9.45: Konjunkturen der Spoliierung in den mittelalterlichen Kirchen Roms
Daniela Mondini, Mendrisio
10.30: Streets in Medieval Rome
Roberto Meneghini, Roma
11.15: coffee break
morning session II chair: Peter Seiler
11.45: Antike Spolien als Baumaterial – Bautechnik und Baulogistik im Rom in der Frühen Neuzeit
Hermann Schlimme, Roma
12.30: Antique Monuments of Rome and their Use as Suppliers of Remnants for the New Construction of St. Peter’s Basilica
Bernhard Fritsch, Berlin
13.15: lunch break
afternoon session chair: Carmen Marcks-Jacobs
15.00: The Dismanteling of the Septizonium as Rational, Utilitarian and Economic Process ? Christine Pappelau, Berlin
15.45: Early Antiquity Collections in Rome
William Stenhouse, New York
Contact:
Dr. Carmen Marcks-Jacobs
Exzellenzcluster Topoi, Area E-I
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
D-10099 Berlin
+49-030-2093-99086 carmen.marcks@rz.hu-berlin.de