Anna Konik

Wintersemester 2017/18:  Prof. Dr. Anna Konik

Arnheim Gastprofessur, Prof. Dr. Anna Konik, Foto: Barbara Herrenkind
konianna@hu-berlin.de

 

Anna Konik (www.annakonik.art.pl) in Polen geboren, gehört zur Generation der gegenwärtigen Künstler. Ihr Schaffen ist auf Videoinstallationen, Objekte, Fotografie, Zeichnung und Skulptur fokussiert. Sie studierte an der Kunstakademie in Warschau. Sie hielt Vorträge u.a. an der International Summer Academy in Salzburg (2008-2009), als Rudolf-Arnheim-Visiting Professor am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität Berlin (2009 und noch einmal in 2017/18) und am Lehrstuhl für Mode der Design-Fakultät der Warschauer Kunsthochschule (2010-2011), darüber hinaus auch an der Fakultät für Literatur und Linguistik der Universität Bielefeld (2012-2013 und noch einmal in 2017) und der Fakultät für Intermedien der Universität der Künste in Posen (2016). Im Jahr 2017 wurde sie als Liebelt Gastprofessorin an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden eingeladen. 2012 erwarb sie den Doktortitel im Bereich der bildenden Künste an der Fakultät für Medienkunst und Szenografie der Warschauer Kunsthochschule. Anna Konik ist Preisträgerin zahlreicher Stipendien für Künstler, darunter: POLIN Museum of the History of Polish Jews, Artist-in-Residence (2016/2017); IAS-Nantes, France (2014/2015); New Europe College, Bucharest, Romania (2013/2014); Ministry of Culture and National Heritage Grant (2013); IASPIS, Stockholm (2011/2012); ZiF Centre for Interdisciplinary Research, University, Bielefeld (2011); Wissenschaftskolleg zu Berlin (2008/2009); Landis & Gyr Stiftung, Zug (2007); Young Poland Grant (2007); KulturKontakt Vienna (2006); Academy Schloss Solitude (2003/2004); DAAD, Kunsthochschule Berlin-Weissensee (2001–2002).

Ihre Arbeiten wurden in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert (Auswahl): In the Same City, under the Same Sky…, ZiF Bielefeld (2016); A Grain of Sand in the Pupil of the Eye. Video works 2000-2015, Zentrum für Gegenwärtige Kunst, Ujazdowski-Schloss, Warschau (2015/2016); In the Same City, under the Same Sky…, National Museum of Contemporary Art (MNAC), Bukarest (2015/2016); Faraway, So Near…, Void Gallery, Derry (2014); In the Same City, under the Same Sky…, Arsenal Gallery, Białystok (2013); Parliament of Sweden, Stockholm (2012); Fear & Entranced, Atlas Sztuki, Łódź (2011); The Villa of the Entranced, Max Libermann Haus, Berlin (2010); Invisible Barriers: Moving Images, The Golden Thread Gallery, Belfast (2015); Progress and Hygiene, Zacheta National Gallery, Warsaw (2014/2015); The Oxymoron of Normality, DEPO Gallery, Istanbul (2014), Arsenal Gallery, Bialystok (2014); A Voice of Ones Own, Konstmuseum & Moderna Museet, Malmö (2014); Deprivation, Arsenal Gallery, Białystok (2014); Tür an Tür, Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte, Martin-Gropius-Bau, Berlin (2011); Territories of the In/Human, Württembergischer Kunstverein Stuttgart (2010) sowie 61st International Film Festival Locarno (2008). Konik Arbeiten befinden sich sowohl in privaten als auch öffentlichen Kunstsammlungen.

Im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses von Anna Konik steht der Mensch – fast all ihre Arbeiten oszillieren um die Annäherung an den Anderen und entstehen als Folge von Begegnungen mit anderen Menschen und ihren Welten. Ausgehend von der Perspektive der subjektiven Erfahrungen weist die Künstlerin auf deren soziale Dimension hin und der Betrachter wird nicht nur mit einer individuellen Geschichte konfrontiert, sondern auch mit realen Problemen der gegenwärtigen Welt. Das Schaffen von Anna Konik lässt sich allerdings nicht so einfach dem Bereich einer kritischen Kunst zuschreiben. Es ist auf jeden Fall vielseitiger und bietet mehr als nur kritische Beschreibung der Wirklichkeit oder als Abgeben von Kommentaren zum Thema Gegenwart. Anna Konik transformiert in die Sprache der Videokunst Erlebnisse und psychische Zustände der in ihren Arbeiten präsenten Protagonisten, wobei sie sich auch auf die Suche nach jenen formalen Lösungen begibt, die ihr ermöglichen, komplizierte Mechanismen von Gedächtnisarbeit, Retrospektive, freigelegten Emotionen, oder schwer zu erfassende Intuitionen bzw. Eindrücke in die Syntax der Videoinstallationen sowie die Struktur des Ausstellungsraumes zu übersetzen. In Anna Koniks künstlerischen Realisierungen kommt es zur gegenseitigen Ergänzung von Form und Inhalt und dabei bleiben sie stets gleichrangig.[1] Beim Entstehen ihrer Videoinstallationen wie beispielsweise Toys, In the Middle of the Way, Transparency, Our Lady’s Forever, Play back (of Irène), The Villa oft he Entranced, In the same city, under the same sky… bedient sich die Künstlerin der Simultanität von Bildern, der Synchronisierung, der Statik, oder im Gegenteil der intensiven Dynamik von Bilder, Tönen oder Verdoppelungen. Diese Mittel zerstören den dokumentarischen Charakter der Realisierungen und schaffen einen für den Betrachter geöffneten Raum, in dem er sich zwischen Bildern bewegt und auf diese Weise sowohl den Prozess der Dynamisierung des Raumes als auch die Tendenz zur Stabilisierung visueller Diskurse unterstützt. In diesen Bereich werden von Anna Konik manchmal Gegenstände, Objekte, Zeichnungen, Fotografien und Collagen eingeführt. Die Ästhetik im Schaffen der Künstlerin lässt sich als inter- und transdisziplinär, polyphon, hybrid, kritisch, nomadisch und relational bezeichnen. In den Vordergrund rückt sie nicht die Idee der auf eine individuelle Expression gerichteten Kunst, sondern jener, die auf Entstehung von menschlichen Beziehungen fokussiert ist. Im Schaffen von Anna Konik ist insbesondere der Aspekt der Präsenz der Kino-Perspektive in den Videoinstallationen relevant und darüber hinaus auch die Umwandlung dieser Perspektive auf dem Gebiet der von ihr kreierten Kunst.[2]

[1]Ewa Gorzadek, Anna Konik. Video as a Transformation of Experience (2015/2016)

[2]Ryszard W. Kluszczyński, Creative Borderlands — Places of Community. Reflections on the work of

 

Arnheim – Lecture am 29.01.2018
Lesen versteckter Geschichten (Precarious Life – Hindernisse – Empathie)