Vorträge: Prof. Dr. Frank Druffner: Bewahren und verändern – Der englische Landsitz im 18. Jahrhundert und Priv.-Doz. Dr. Ute Engel: “Briefe eines Verstorbenen.“ Fürst Pücklers Reise durch England zwischen Mittelalter und Moderne.

Datum/Zeit
Date(s) - 25/01/2017
18:00 - 21:00

Veranstaltungsort
HU Hauptgebäude, Hörsaal 3075
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Gemeinsame Veranstaltung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin und
des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universitätplakat-engel-druffner

Prof. Dr. Frank Druffner, Berlin
Bewahren und verändern – Der englische Landsitz im 18. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert sieht in der englischen Landsitz-Architektur nicht nur den Beginn des Neo-Palladianismus, sondern auch eine Welle von Modernisierungen und Erweiterungen älterer Bauwerke. Getragen von den Denkfiguren der Genealogie/Anciennität einerseits und des Geschmacks/Modernität andererseits entstehen hybride Architekturgebilde, die mit aktuellen Gartengestaltungen korrespondieren. Der Vortrag beleuchtet anhand gestochener und gemalter Landhaus-Porträts die Vielfalt der Lösungen und die Komplexität des Zusammenspiels von Bauwerk und gestalteter Natur.

Prof. Dr. Frank Druffner wurde 1993 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Untersuchung zur Architektur des Chores der Kathedrale von Canterbury promoviert. 1994 bis 2001 war er als wissenschaftlicher Assistent an der Philipps-Universität Marburg tätig. Ab 2003 nahm er zunächst Aufgaben im Ausstellungsbereich des Deutschen Literaturarchivs Marbach wahr. 2006 wurde er dort zum Referenten des Direktors, verantwortlich für die Programm-Koordination und die Betreuung der deutschen und amerikanischen Freundeskreise, ernannt. Ab 2013 leitete er in Marbach die Bestandsgruppe Bilder und Objekte. Seit 2013 ist er außerplanmäßiger Professor an der Universität Marburg. 2015 erfolgte die Berufung zum stellvertretenden Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder in Berlin.

Priv.-Doz. Dr. Ute Engel, München
“Briefe eines Verstorbenen.“ Fürst Pücklers Reise durch England zwischen Mittelalter und Moderne

Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) ist mit seinem abenteuerlichen, von vielen Reisen geprägten Leben eine der bis heute populärsten Gestalten des 19. Jahrhunderts. Gerade erst wurde er mit einer Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle gewürdigt. Zwei seiner Reisen führten Pückler nach England, 1814/15 und 1826-1829. Besonders die letztere hat Furore gemacht, weil Pückler als „Fortune Hunter“ auf der Suche nach einer reichen Erbin war, die er zu heiraten trachtete, um seine kostspielige Parkanlage in Muskau zu finanzieren. Die reiche Erbin wurde nicht gefunden, dafür aber verlegte sich Pückler darauf, seine Reiseeindrücke in anschaulichen Reiseberichten literarisch zu verwerten. Die auf diese Weise 1830/31 erschienen „Briefe eines Verstorbenen“ wurden dann ein höchst erfolgreiches Unternehmen.

Neben Pücklers facettenreicher Biographie stehen bisher vor allem seine gerade durch die England-Reisen angeregten Parkschöpfungen in Muskau und Branitz im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Dieser Vortrag legt den Schwerpunkt auf einen anderen Aspekt in Pücklers literarischem und gartenkünstlerischem Schaffen, der bisher kaum Beachtung gefunden hat: seine Rezeption des Mittelalters. Auf seinen Reisen durch England besichtigte Pückler zahlreiche mittelalterliche, aber auch neugotische Bauten und berichtet darüber in seinem Reisebericht. In seinem Muskauer Park plante er anschließend, eine künstliche, mittelalterliche Burgruine und eine Grabkapelle im romanischen Stil anzulegen. Der Vortrag geht der Frage nach, welche Kriterien der Bewertung der Wahrnehmung und Inszenierung des Mittelalters bei Pückler zugrunde liegen.

Priv.-Doz. Dr. Ute Engel studierte Kunstgeschichte in Mainz und München. Promoviert wurde sie mit einer Dissertation über die Kathedrale von Worcester (publiziert 2000). Nach ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geographischen Institut der Universität Mainz habilitierte sie sich 2011 mit der inzwischen als Buch erschienenen Habilitationsschrift „Stil und Nation. Barockforschung und deutsche Kunstgeschichte, ca. 1830-1933“. 2011 bis 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Bamberg tätig. An der Ludwig-Maximilians-Universität München ist sie seit 2014 Projekt-Koordinatorin und Leiterin der Arbeitsstelle des Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland im Akademieprogramm der deutschen Akademien der Wissenschaften.