ANDRÉ MAROSE
ORIGAMI
Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28, 10117 Berlin
Eröffnung: 24.06.2009, 19 – 21 Uhr
Kuratorin: Hannah Beck-Mannagetta
(hannah.berlin@gmail.com)
Dauer: bis 01.07.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 – 19 Uhr
ORIGAMI
Die Arbeit, die André Marose für den Projektraum DOR28 entwickelt hat, knüpft an eine grundsätzliche Arbeitsweise des Künstlers an. Die im Projektraum ausgestellten Inkjet-Foto-Prints zeigen drei thematisch geordnete fotografische Abtastungen des Raumes. In Maroses Arbeit spielt sowohl die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsraum, als auch die Ununterscheidbarkeit zwischen seinen Inspirationsquellen und der eigentlichen Arbeit eine wichtige Rolle. So ist das Archiv an Photografien, das der Künstler über die Jahre aufgebaut hat und stetig erweitert ein Instrument des Nachdenkens über und Verstehens von Phänomenen, Situationen und Räumen, das er an die BetrachterInnen weitergeben möchte, die die Bildfolgen auf den Indexen als Möglichkeit einer Narration lesen und frei kombinieren können.
Da jeder Film aus zahlreichen Standbildern besteht, sind die Indexe von Marose das Material für einen Film, der in der Imagination der BetrachterInnen abläuft und öffnet das Thema Video/Film und Raum einer medienreflexiven Auseinandersetzung.
Das Foyer des kunstgeschichtlichen Instituts ist ein halböffentlicher Durchgangsraum und steht im Widerspruch zum sterilen Ausstellungsraum seit der Moderne, der der Kunst die volle Aufmerksamkeit zukommen lässt und diese als solche schon durch den Kontext definiert. Maroses Intervention dreht dieses Verhältnis nun um, es geht dem Künstler weniger darum, seine Arbeit in den Vordergrund zu holen, als vielmehr diesen bedingt durch seine alltägliche Funktion vergessenen Ort wieder sichtbar zu machen und den Raum gleichzeitig für neue Möglichkeitsräume zu öffnen.
Der erste Index mit dem Titel „Palais De Tokyo“ zeigt den Raum, den der Künstler mit farbigem Pergamentpapier ausgelegt und aus unterschiedlichsten Perspektiven fotografiert hat. Der Titel steht für einen exotischen Ort der Sehnsucht auf den die Imagination eines möglichen Raumes projiziert werden kann. Das Auslegen des halbdunklen Raumes mit Pergamentpapier in poppigen Farben steht für ein Klischee von Kunst bzw. eine Ästhetisierung des Raumes, die auch ein architektonischer Eingriff ist und – wie der Titel andeutet – mit dem Japanischen Papierfetischismus spielt.
Der zweite Index mit dem Titel „Kito Nedo“, zeigt den Kunstkritiker, sowie den Künstler und die Kuratorin seiner Ausstellung, wie sie mit einem neongelben Springseil springend eine surreale Raumerfahrung machen und damit Teil der Arbeit werden.
Auf dem dritten Index mit dem Titel „Studio Visit“ sind Fotos einer Spinne, die sich den Raum erobert hat, mit Bildern aus dem Zimmer und Atelier des Künstlers kombiniert. Der Index „Studio Visit“ steht in der Tradition der Auseinandersetzung mit dem Künstleratelier als Selbstportrait. So unsichtbar wie die Spinne sich den Raum aneignet und abtastet, so unsichtbar ist auch die Quelle der Inspiration des Künstlers in seinem banalen und unscheinbaren Atelier.
Zusammengenommen zeichnen die drei Indexe ein ironisches Portrait des Kunstbetriebes, dessen Protagonisten Kurator, Künstler, Kritiker und Ausstellungsraum sind.
Des Weiteren erscheint auch ein Magazin zur Ausstellung, das jedoch als eigenständige Arbeit mit dem Namen des Projektraumes „DOR28“ spielt. Da die ursprünglich verwaltungsbedingte Abkürzung für Außenstehende nicht sofort zu durchschauen ist, hat der Künstler auf der Suche nach der Entschlüsselung des Codes eine weitere Entdeckung gemacht, welche die bürokratische Erfassung des gesamten Gebäudes offenlegt, im Magazin aber wieder als poetischer Text lesbar wird.
Fotos: Andreas Baudisch & Barbara Herrenkind