Luisa Feiersinger, Kathrin Friedrich, Moritz Queisner (Hrsg.)
Image – Action – Space: Situating the Screen in Visual Practice
Screen-based media, such as touch-screens, navigation systems and virtual reality applications merge images and operations. They turn viewing first and foremost into using and reflect the turn towards an active role of the image in guiding a user’s action and perception. From professional environments to everyday life multiple configurations of screens organise working routines, structure interaction, and situate users in space both within and beyond the boundaries of the screen. This volume examines the linking of screen, space, and operation in fields such as remote navigation, architecture, medicine, interface design, and film production asking how the interaction with and through screens structures their users’ action and perception.
Praktiken der Verfeinerung in Technik, Kunst und Wissenschaft
Präzision ist ein Schlüsselbegriff in Technik, Kunst und Wissenschaft, der in enger Verbindung mit Verfahren der Messung und Feinmechanik steht, aber auch die Schärfe sprachlicher Begriffsbildung oder die Synchronisation tänzerischer Bewegungen beschreiben kann.
Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass der Bedarf nach größtmöglicher Präzision auch die Widersprüche von Messung und Modell, Versuch und Vorhersage in sich aufgenommen hat – abweichende Messergebnisse wurden so zum eigentlichen Beleg für die Genauigkeit einer Methode und den Bedarf ihrer weiteren Raffinierung. Der interdisziplinäre Blick auf verschiedene Felder zeigt, wie der damit verbundene Anspruch in ihnen produktiv gemacht und reflektiert worden ist. Fallstudien zu Beispielen aus mehreren Jahrhunderten gehen dieser Frage nach, ergänzt um Auszüge aus grundlegenden historisch-theoretischen Beiträgen.
Nachruf Prof. Dr. Michaela Marek (22. August 1956 – 24. September 2018)
„Frau Marek war einfach immer da.“ Treffender, als mit diesen Worten eines Doktoranden, kann man die Präsenz von Prof. Dr. Michaela Marek am Institut für Kunst- und Bildgeschichte nicht beschreiben. Seit sie 2013 die Professur für Kunstgeschichte Osteuropas übernommen hatte, war sie da – für die Studierenden, für die Kolleginnen und Kollegen, für das Institut, für die Universität, für ihr Fachgebiet die Kunstgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas. Sie verstarb am 24. September 2018 nach kurzer schwerer Krankheit.
Michaela Marek war eine Wissenschaftlerin und Lehrerin von außergewöhnlicher intellektueller Schärfe. Enormes Wissen sowie analytische, begriffliche und sprachliche Präzision verbanden sich in ihr mit einer stets erkenntnisgewinnenden Skepsis gegenüber allzu raschen, scheinbar schlüssigen Antworten und Ergebnissen. Die Gewissheit, dass es immer nur Annäherungen an eine Antwort geben kann, war für sie keine Begrenzung, sondern Ansporn. Ihre Neugier und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen analytischen Zugängen war ansteckend und inspirierend. Sie konnte ganz in der Anschauung eines Gegenstandes versinken und blieb doch immer kritisch gegenwärtig und der Welt zugewandt. Darin lag ein unbedingter Lebenswillen, der auch dann noch nicht verschwand, als die Krankheit bereits unheilbar von ihr Besitz ergriffen hatte.
Michaela Marek lebte dabei die Überzeugung, dass die Kunst- und Bildgeschichte über methodische, analytische und begriffliche Mittel verfügt, mithilfe derer das Fach einen ganz eigenen Beitrag zum Verständnis historischer Prozesse zu leisten vermag. In beeindruckender Souveränität wusste sie, die Register kunsthistorischer Analyse zu bedienen und zugleich den Erkenntnisraum zu weiten. Stets problemorientiert, verstand sie es in außergewöhnlicher Weise, die Möglichkeiten anderer Disziplinen zu prüfen, um dem Gegenstand neue Sichtweisen, Differenzierungen und wiederum neue Fragen abzugewinnen. Michaela Marek hat die jüngere Kunstgeschichte des östlichen Europas maßgeblich geprägt. Ihre intellektuelle Schärfe, ihre Fähigkeit zum interdisziplinären Brückenschlag und ihre Bemühung um Breitenwirkung des Fachgebiets hat neue Weichen gestellt, die noch lange nachwirken werden.
Das ihr so eigene methodisch und begrifflich hochpräzise wissenschaftliche Denken entwickelte Michela Marek zunächst in der Auseinandersetzung mit der italienischen Renaissance. Sie beendete ihr Studium der Kunstgeschichte, der Romanistik und Psychologie (Köln, London, Rom) mit einer Dissertation zu „Ekphrasis und Herrscherallegorie. Antike Gemäldebeschreibungen im Werk Tizians und Leonardos“ (1985). Anschließende Studien führten sie abermals nach Rom und Florenz, wo Arbeiten zu Werken von Fra Angelico, Raffael und Tizian entstanden. Auch wenn sich das Forschungsinteresse Michaela Mareks bald schon auf neue Gegenstände, Zeiten und Räume verschieben sollte, so blieb die Kunst der italienischen Renaissance in ihrer Lehre doch stets gegenwärtig. So vermittelte sie Jahrzehnte später den Teilnehmern einer Exkursion in der Analyse der Fassade des Facettenpalastes im Moskauer Kreml, der Ende des 15. Jahrhunderts von italienischen Baumeistern errichtet worden war, wie künstlerische Transformationsprozesse und deren politische und gesellschaftliche Dimensionen formal zum Ausdruck kommen können.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Herder-Institut in Marburg (1986-1992) und anschließend im Collegium Carolinum in München (1992-2000) erschloss sie sich mit der Kunst- und Architekturgeschichte Ostmitteleuropas ein neues Forschungsfeld. Sie entwickelte dabei eine hohe Sensibilität für die historische Bedingtheit von Forschung. Das Beschreiben der gesellschaftlichen Dimensionen kunstgeschichtlicher Diskurse war Michaela Marek nicht allein historische Praxis. Es diente ihr dazu, Denk- und Argumentationsmuster aufzuspüren, deren Kritik zugleich neue Forschungsperspektiven ermöglichte. Ihre zahlreichen Studien zur Kunst- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Böhmen und den beiden Tschechoslowakischen Republiken, darunter ihre Habilitationsschrift „Kunst und Identitätspolitik. Architektur und Bildkünste im Prozess der tschechischen Nationsbildung“ (veröff. 2004), sind Standardwerke und hochreflektierte grundsätzliche Versuche, die Erkenntnispotentiale kunsthistorischer Forschung methodisch auszuloten und zu erweitern.
Die Universität war im wahrsten Sinne des Wortes ihre Berufung. Michaela Marek war mit ganzer Seele Lehrerin, Mentorin und Kollegin. Im Jahr 2000 übernahm sie die Professur für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt auf Ostmittel- und Osteuropa an der Universität Leipzig. An das Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin wurde sie 2013 berufen. Sie war sofort da. In nur fünf Jahren verlieh sie der Professur für Kunstgeschichte Osteuropas nach einer langen Vakanz ein neues Profil. Ihre fachliche Kompetenz, ihre Lehre, Forschungs- und Publikationsprojekte und ihre Nachwuchsförderung machten die Professur zu einem internationalen Anlaufpunkt für die Kunstgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas. In nur fünf Jahren prägte sie das Institut durch institutionelle Weitsicht, unbedingte Verbindlichkeit und Aufmerksamkeit für die Belange der Kolleginnen und Kollegen. Zugleich engagierte sie sich ruhelos für die Universität.
Michaela Marek war in fachlichen und professionellen Fragen von unnachgiebiger Klarheit. Wer bei ihr in die Schule ging, lernte präzises Arbeiten, genaues Sehen und vor allem: hinterfragen, denken, reflektieren – lernte, seinen Verstand eigenständig, mit Neugier und zugleich verantwortungsbewusst zu gebrauchen. Sie war in bewundernswerter Weise mit Herz und Verstand Kunsthistorikerin, Kollegin, Lehrerin und nicht zuletzt auch Freundin, die von sich selbst mehr forderte als sie von anderen erwartete.
Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin, den 2. Oktober 2018
Projektpräsentation:
“Die Glasdias des IKB – Bildgeschichte digital greifbar”
Die Vorstellung der historischen Glasdiasammlung und ihrer digitalen Erschließung im Projekt “Durchblick” fand am 27. Juni 2018 in der Mediathek statt (Ankündigung). Im Anschluss an den Vortrag von Georg Schelbert zum Projekt konnte das Publikum am Touchscreen und Computerarbeitsplätzen den Zugriff auf das Material selbst ausprobieren. Die seit Projektbeginn 2016 nach und nach erstellten Bilder und Daten sind seit Projektbeginn online frei zugänglich. Inzwischen sind fast alle der ca. 57.000 Dias digital repräsentiert.
Der Vortragstext ist in leicht veränderter Form auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität publiziert. Georg Schelbert: Bildgeschichte digital greifbar. Die Glasdiasammlung des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Bericht von einem work in progress. Berlin 2018 (Text zum Download, pdf, 1,13MB)
Eindrücke von der Veranstaltung (Fotos Alina Pilz, Peter Meier, CC BY SA)
“Scientific Fiction – Inszenierungen der Wissenschaft zwischen Film, Fakt und Fiktion”
Bildwelten des Wissens, Band 14, De Gruyter 2018
Im Filmbild wird Imagination technisch verwirklicht und visuell erfahrbar. Ausgehend von dieser Prämisse, diskutiert Scientific Fiction das für den Film konstitutive Zusammenkommen scheinbar divergierender Denkkollektive. In den Blickpunkt rücken dabei wissenschaftliche und technische Fakten, die die Produktion von Blockbustern beeinflussen, aber auch das epistemische Potenzial der konkret gewordenen Fiktion von Bewegtbildern in den Wissenschaften.
Die versammelten Beiträge widmen sich historischen und zeitgenössischen Fallbeispielen. Sie zeigen, dass sich im bewegten Inszenieren des Films sein spezifisches Verzauberungspotenzial wie sein Veranschaulichungsvermögen ebenso begründet wie seine Fähigkeit, Fakt und Fiktion überzeugend zu realisieren.
Regards croisés. Deutsch-französisches Journal für Kunstgeschichte und Ästhetik / Revue franco-allemande d’histoire de l’art et d’esthétique, Weimar/Kromsdorf: Verlag der Geisteswissenschaften im Jonas Verlag für Kunst und Literatur, 2017
Reihenherausgeber: Claudia Blümle, Markus A. Castor, Ann-Cathrin Drews, Boris Roman Gibhardt, Marie Gispert, Johannes Grave, Julie Ramos, Muriel van Vliet
Nr. 7: Max Imdahl
Die deutsch-französische Zeitschrift Regards croisés vereint Kunsthistoriker und Philosophen, um länderübergreifend die wechselseitige Kenntnis von Forschungsbeiträgen zur Kunstgeschichte und Ästhetik zu verbessern. Neben Rezensionen jüngster deutsch- und französischsprachiger Forschungsbeiträge widmet sich das Dossier der siebten Ausgabe dem Kunsthistoriker Max Imdahl:
Regards croisés est une revue numérique franco-allemande réunissant historiens de l’art et philosophes qui a pour objectif de pallier la méconnaissance de l’actualité de la recherche en histoire de l’art et en esthétique dans chacune des aires linguistiques, méconnaissance largement liée à l’absence de traduction. Outre des recensions sur l’actualité récente de la recherche franco-allemande, le numéro 7 propose un dossier thématique sur l’historien d’art Max Imdahl:
Angeli Janhsen
Imdahl und die » neue Kunst «
Max Imdahl et l’« art contemporain »
Mira Fliescher
Zur visuellen Praktik der Ikonik
La pratique visuelle de l’Iconique
Mathias Blanc
L’Iconique de Max Imdahl et sa fécondité pour le décloisonnement des savoirs
Max Imdahls Ikonik und ihr positiver Einfluss auf den interdisziplinären Austausch
Jürgen Stöhr
Max Imdahls Ikonik. Ausgangspunkte – Verfahren – Reichweite
L’Iconique de Max Imdahl. Points de départ – procédés – portée
3. Aktuelle deutsch-französische Lektüre / Lectures croisées de l’actualité (recensions françaises et allemandes)
Claudia Denk
Musées de la Ville de Strasbourg ( Hg.), Dernière danse. L’imaginaire macabre dans les arts graphiques, Ausst.-Kat., Galerie Heitz, Palais Rohan, Straßburg ; Straßburg: Éditions des Musées de la Ville de Strasbourg, 2016, 207 Seiten
Etienne Jollet
Guido Reuter, Statue und Zeitlichkeit 1400 -1800, Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2012, 208 pages
Elisabeth Oy-Marra
Guillaume Faroult ( Hg.), Hubert Robert 1733 –1808. Un peintre visionnaire, Ausst.-Kat., Musée du Louvre, Paris & National Gallery, Washington; Paris: Somogy Éditions d’Art, 2016, 543 Seiten
Katharina Thurmair
– Laurence des Cars (Hg.), Apollinaire: le regard du poète, Ausst.-Kat., Musée de l’Orangerie, Paris; Paris: Gallimard, 2016, 320 Seiten
– Laurence Campa, Peter Read (Hg.), Guillaume Apollinaire, Paul Guillaume: Correspondance, 1913 –1918, Paris: Gallimard, 2016, 192 Seiten
Julia Drost
Annabelle Görgen und Hubertus Gassner ( dir.), Dalí, Ernst, Miró, Magritte. Surreale Begegnungen aus den Sammlungen Roland Penrose, Edward James, Gabrielle Keiller, Ulla und Heiner Pietzsch, Munich: Hirmer, 2016, 288 pages
Michela Passini
– Irene Below, Burcu Dogramaci ( dir.), Kunst und Gesellschaft zwischen den Kulturen. Die Kunsthistorikerin Hanna Levy-Deinhard im Exil und ihre Aktualität heute, Munich: edition text + kritik, 2016, 358 pages
– Heinrich Wölfflin, Drei Münchner Vorlesungen Heinrich Wölfflins, éd. par Hans Körner et Manja Winkens, Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2016, 548 pages
Elke Seibert
Angela Lampe ( Hg.), Paul Klee – L’ironie à l’oeuvre, Ausst.-Kat., Centre Pompidou, Paris & Musée national d’art moderne, Paris; Paris: Édition du Centre Pompidou, 2016, 328 Seiten
Morgane Walter
Iris Lauterbach, Der Central Collecting Point in München. Kunstschutz, Restitution, Neubeginn, Munich: Deutscher Kunstverlag, 2015, 256 pages
Eva Pluhařová-Grigienė
Denis Skopin, La photographie de groupe et la politique de la disparition dans la Russie de Staline, Paris: L’Harmattan, 2015, 236 Seiten
Eliane Beaufils
Netzwerk Kunst & Arbeit et al. ( éd.), Art works. Ästhetik des Postfordismus, Berlin: b_books, 2015, 237 pages
4. Projets croisés
« Own Reality. À chacun son réel. La notion de réel dans les arts plastiques en France, RFA, RDA et Pologne entre 1960 et 1989 »
Entretien avec Mathilde Arnoux