Geschichte

Geschichte der Mediathek

Seit der Gründung des Faches sind Abbildungen der Kunstwerke ein essentielles Unterrichtsmittel der Kunstgeschichte. Am Lehrstuhl der damaligen Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität kamen ab der Mitte des 19. Jh. zunächst Reproduktionsgrafiken und Fotografien zum Einsatz.

Herman Grimm, der seit 1873 den Lehrstuhl für Kunstgeschichte innehatte, begann Anfang der 1880er Jahre mit dem Aufbau einer Bildersammlung, vor allem von Großbilddias. Anders als Fotografien, die durch die Reihen gegeben wurden, erlaubten Großbilddias eine Projektion zeitgleich zum gesprochenen Wort. Durch die Doppelprojektion entwickelte sich zudem die Methode des Vergleichenden Sehens, die die kunsthistorische Lehre revolutionierte und bis heute grundlegend geblieben ist.

Neben der Diathek gehört eine Fotothek zum Bestand des Seminars. Sie enthält Abzüge verschiedener (überwiegend italienischer) Agenturen des 19. Jh. (u. a. Alinari, Anderson und Brogi) sowie zahlreiche Abzüge aus dem Bildarchiv Foto Marburg. Erworben wurden diese 1949 von Richard Hamann. Er hatte 1913 das Bildarchiv Foto Marburg gegründet und vertrat zwischen 1949 und 1957 den vakanten Lehrstuhl am Berliner Institut. Die Fotografien sind nur eingeschränkt zugänglich.

Von den auch Glasdias genannten historischen Großbilddias sind etwa 57.000 erhalten. Aus konservatorischen Gründen sind auch sie nur eingeschränkt zugänglich, konnten jedoch mittlerweile fast vollständig digital erfasst werden.

Auch nach 1945 wurden vorwiegend die Glasdias verwendet und deren Bestand in den folgenden Jahrzehnten ergänzt, da für einen generellen Ersatz durch farbige Kleinbilddias die Mittel fehlten. Der Großteil der inzwischen über 130.000 Stück zählenden Kleinbildias wurde erst nach 1990 erworben oder angefertigt.

Seit 2002 werden zunehmend Digitalrepros und Scans, zumeist nach vorhandenen Publikationen, hergestellt und in die Datenbank imago_diathek eingespeist. Mittlerweile ist die Nutzung von Diapositiven rapide zurückgegangen und die klassische Diathek von Bilddatenbanken und Online-Bildarchiven abgelöst worden.

Das wichtigste dieser Online-Bildarchive ist prometheus, an dem sich das Kunstgeschichtliche Seminar von Anfang an maßgeblich beteiligt hat. Über eine Campuslizenz steht prometheus allen HU-Angehörigen kostenlos zur Verfügung, ein persönlicher Account ist in der Diathek erhältlich. Die Mediathek bietet zudem Schulungen zur Erstellung und Nutzung von Digitalbildern an.

Seit dem Wintersemester 2009/2010 ist das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum neuer Sitz der jetzt Mediathek heißenden Abteilung, deren Aufgaben sich zugleich erweitert haben: In Kooperation mit der Universitätsbibliothek betreut die Mediathek jetzt auch die sogenannten non-book-medien der UB: DVDs, Videos und Mikroformen.

Seit 2012 werden intensive Anstrengungen unternommen, den mittlerweile historisch gewordenen Bestand an Fotografien und Dias in angemessener Weise in digitale Formate zu überführen und diese mit den übrigen Digitalbildbeständen zu vereinen.

(überarbeitete Version, Nov. 2017)

Bilder von der Einweihung der Mediathek am 21. Oktober 2009 sind unter diesem Link verfügbar:
http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/2009/10/eroeffnung-der-mediathek-im-jacob-und-wilhelm-grimm-zentrum

Zu den Sammlungsbeständen im Einzelnen siehe hier.

Publikationen zur Geschichte der Mediathek

Dilly, Heinrich: Die Bildwerfer. 121 Jahre kunstwissenschaftliche Dia-Projektion, in: Zwischen Markt und Museum. Beiträge der Tagung “Präsentationsformen von Fotografie” am 24. und 25. Juni 1994 im Reiß-Museum der Stadt Mannheim. Göppingen 1995 (Rundbrief Fotografie; Sonderheft 2), S. 39-44 (Text zum Download, pdf, 183 kB)

Funke, Beate: Die Geschichte der Bibliothek des Bereiches Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin von ihrer Gründung 1875 bis 1945. Diplomarbeit, Berlin 1983

Haffner, Dorothee: Ein kunsthistorischer Thesaurus für die Diathek, in: AKMB-news, 7 (2001). S. 23-26 .(Text zum Downolad, pdf, 3299 kB)

Haffner, Dorothee: Digitale Diatheken und Bildarchive – (Kunsthistorische) Bildrecherche im Internet anno 2006, in: Rundbrief Fotografie, Vol. 13 (2006), No. 1 [N.F. 49], S. 12-15

Haffner, Dorothee: „Die Kunstgeschichte ist ein technisches Fach.“ Bilder an der Wand, auf dem Schirm und im Netz, in: Bild/Geschichte. Festschrift für Horst Bredekamp, hrsg. von Philine Helas, Maren Polte, Claudia Rückert, Bettina Uppenkamp, Berlin 2007, S. 119–129 (Text zum Download, pdf, 814 kB)

Haffner, Dorothee: Marburger Fotos für Berlin. Die Verleihung des Deutschen Nationalpreises an Richard Hamann, in: Ruth Heftrig (Hrsg.), Wissenschaft zwischen Ost und West, Marburg 2009. S. 104-115

Heidrich, Ernst: Der Apparat für Vorlesungen über neuere Kunstgeschichte an der Universität Berlin, in: Berliner Akademische Wochenschrift. Berlin, 1906/07, Heft 1, S. 271-273

Luft (Irmscher), Waltraud: Die Entwicklung des Kunstgeschichtlichen Instituts der Berliner Universität von seiner Gründung bis zum Jahre 1945. Diplomarbeit, Berlin 1957

Marinsalta, Giacomo; Hofmaier, Myriam; Honcharenko, Maryna; Wolff, Leon: Slide in Time: Peter H. Feist’s Color Slides Collection, Berlin 2021 (ArtDok, Text zum Download, pdf, 6,1MB)

Schelbert, Georg: Bildgeschichte digital greifbar. Die Glasdiasammlung des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Bericht von einem work in progress. Berlin 2018 (edoc-Server HU Berlin, pdf)

Schelbert, Georg (Interview): 5 Fragen an Georg Schelbert – Mediathek des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der HU Berlin”, Interview in: Sammeln. Der Kosmos wissenschaftlicher Objekte, Blog der Koordinierungsstelle Wissenschaftlicher Sammlugnen, 10. Dezember 2018. (online)

Publikationen zum Thema der Fotografie als Medium der Kunstgeschichte

Dilly, Heinrich: Weder Grimm, noch Schmarsow, geschweige denn Wölfflin…, in: Costanza Caraffa (Hrsg.), Fotografie als Instrument und Medium der Kunstgeschichte. Berlin 2009, S. 91-116

Peters, Dorothea: Fotografische Kunstreproduktionen im 19. Jh. Zur Metamorphose des Blicks auf die Kunst. Dissertation Kassel 2006. (Buchpublikation, Erscheinen gepl. 2018)

Peters, Dorothea: Fotogeschichte als Teil der kunsthistorischen Wissenschaftsgeschichte. In: Kunstgeschichte. Texte zur Diskussion, 2009-12

Peters, Dorothea: Zur Etablierung der Fotografie als Instrument der Kunstgeschichte. Der Kunstverlag Gustav Schauer und die Berliner Museen um 1860, in: Die Etablierung und Entwicklung des Faches Kunstgeschichte in Deutschland, Polen und Mitteleuropa. Warszawa 2010, S. 87-104

Peters, Dorothea: „… die sorgsame Schärfung der Sinne“: kunsthistorisches Publizieren von Kugler bis Pinder, in: H. Bredekamp, & A. S. Labuda (Hrsg.), In der Mitte Berlins: 200 Jahre Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität, Berlin 2010, S. 229-255

Ratzeburg, Wiebke: Mediendiskussion im 19. Jahrhundert: Wie die Kunstgeschichte ihre wissenschaftliche Grundlage in der Fotografie fand, in: kritische berichte Jg. 30, 1/2002: Die Bildmedien der Kunstgeschichte, S. 22-40

Reichle, Ingeborg: Fotografie und Lichtbild: Die ‘unsichtbaren’ Bildmedien der Kunstgeschichte, in: A. Zimmermann (Hrsg.), Sichtbarkeit und Medium. Austausch, Verknüpfung und Differenz naturwissenschaftlicher und ästhetischer Bildstrategien, Hamburg 2005, S. 169-181 (Text zum Download, pdf)

Schrödl, Barbara: Die Kunstgeschichte und ihre Bildmedien. Der Einsatz von Fotografie und Film zur Repräsentation von Kunst und die Etablierung einer jungen akademischen Disziplin, in: A. Zimmermann (Hrsg.), Sichtbarkeit und Medium. Austausch, Verknüpfung und Differenz naturwissenschaftlicher und ästhetischer Bildstrategien, Hamburg 2005, S. 151–168 (Text zum Download, pdf)

Online-Journale und Blogs zum Thema historischer Fototechniken und Fotogeschichte

Rundbrief Fotografie

Zentrum für Fotorestaurierung und Fotoforschung

fotostoria

Webseite mit Memoryspiel zur Fotografie als Dokumentationsmedium in der Kunstgeschichte (Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom und Kunsthistorisches Institut in Florenz, Max-Planck-Institut)