Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin
Eröffnung: 08.07.2009, 19 Uhr
Kuratorin: Sina Deister
Dauer: bis 15.07.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Donnersta 9-19 Uhr, Freitag 9-17 Uhr
Ausstellung:
Andreas Sell
“Mach mas jetzt oda laß mas?”
„Mach mas jetzt oda laß mas?“
Diese Frage bedarf bezüglich der letzten Ausstellung im Zyklus des Projektraums DOR28 keiner Beantwortung. Sie lenkt vielmehr den Fokus unseres Denkens auf einen sehr spezifischen Charakter der Arbeiten des Künstlers Andreas Sell.
Ausgehend von einer alltäglichen Situation irritiert Sell unser traditionelles Verständnis, und vor allem unser emotionales Erleben, von Normen. An den unterschiedlichsten Orten steht der Künstler wiederholt über einen längeren Zeitraum still. Die eigene Körperkontrolle ist die Voraussetzung für diese Arbeiten. Als Passant oder Besucher einer Ausstellung spürt man die Spannung die sich aus dem Gefüge von vollkommener Ruhe und dem zu erwartenden Gegenpol der Bewegung ergibt. Irgendwann muss er sich wieder bewegen…. Die Frage nach Teilnahme oder Apathie und der Gegensatz zwischen dem von Sell aufgeführten Handlungskonzept und einer Definition dessen was er tut, bleibt offen.
Es sind immer kleine, subversive Inszenierungen denen man als Besucher seiner Ausstellung begegnen kann. Der Aufführungsort wird zur Bühne, die Gegebenheiten zur Kulisse.
Dieser Charakter der Inszenierung, teilweise sogar des Absurden, vor allem aber immer des Unbestimmten und Offenen werden auch in der Zusammenstellung der Arbeiten für die Ausstellungsreihe DOR28 wichtig. Die Ausstellung „Mach mas jetzt oda laß mas?“ bringt zwei Arbeiten des Künstlers zusammen.
In dem Video „Stillstand – Gott erschafft neues Leben aus dem Nichts“ von 2009 steht Sell während eines Gottesdienstes still neben dem Altar im Kirchenraum. Die Themenpredigt der Pastorin nimmt die Arbeit des Künstlers inhaltlich auf und interpretiert den Stillstand im Hinblick auf die christliche Schöpfungsgeschichte.
Eine zweite Arbeit von Andreas Sell, die zu sehen sein wird, ist eine auf einem Stuhl sitzende Person, deren Lebenslauf an der Wand aufgehängt ist.
In der Inszenierung dieser beiden Arbeiten im Foyer des Kunstgeschichtlichen Seminars stellt sich vordergründig subtil, in der tieferen Betrachtung allerdings auf einer stark emotionalen Ebene, die Frage nach dem Grad zwischen Aufführung und Alltäglichem.
Geplant ist, die Mannschaften zunächst in zwei Gruppen (A und B) aufzuteilen. Innerhalb einer Gruppe spielt jede Mannschaft jeweils einmal gegen die anderen Mannschaften ihrer Gruppe. Die Punktvergabe erfolgt wie üblich: der Sieger eines Spiels erhält 3 Punkte, bei einem Unentschieden erhalten beide Mannschaften jeweils einen Punkt. Gruppensieger ist die Mannschaft, die nach Abschluß der Gruppenphase die meisten Punkte erringen konnte. Bei gleicher Punktzahl entscheidet zuerst das Ergebnis aus dem direkten Vergleich zweier Mannschaften, erst danach das Torverhältnis.
Die Spiele gehen über zweimal 8 Minuten. Die Halbzeit dient lediglich zum Seitenwechsel. Pro Mannschaft dürfen 7 Spieler aufs Feld. Auswechslungen können zu jeder Zeit des Spiels und beliebig oft erfolgen.
Die Gruppensieger und Zweitplazierten qualifizieren sich für das Halbfinale.
Halbfinale
Das Halbfinale 1 bestreiten der Sieger der Gruppe A und der Zweitplazierte der Gruppe B, im Halbfinale 2 treten entsprechend der Sieger der Gruppe B und der Zweitplazierte der Gruppe A gegeneinander an. Steht es nach Ablauf der regulären Spielzeit unentschieden, kommt es zu einer Verlängerung von 5 Minuten. Sollte es auch nach der Verlängerung noch keinen Sieger geben, entscheidet das Neunmeterschießen.
Finale
Die Sieger der beiden Halbfinale spielen im Finale um den Turniersieg – falls nötig, ebenfalls in Verlängerung und Neunmeterschießen.
Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und ein spannendes Fußballturnier!
Dauer: bis 08.07.2009 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr
Ausstellung: Sergio Roger (UN)CLOAKED
Sergio Roger – (un)cloaked
Der spanische Künstler Sergio Roger, der gegenwertig in Berlin arbeitet und studiert, zeigt im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität – DOR28 seine zuletzt in Berlin entstandenen Arbeiten. Sie werden in einer Kombination aus Video-Installation, Dia-Show und Objekt-Präsentation raumgreifend in das Foyer integriert. Die gezeigeten Arbeiten kreisen um die Thematik menschlicher Identität und den Prozess der Verortung derselben im Spannungsfeld zwischen innerer Suche und äußerer Zuschreibung. Die Poblematik der Beziehung von Innen und Außen, die Relativität ihrer brüchigen Grenze und die Frage nach der Betrachterperspektive werden in allen Arbeiten Rogers greifbar.
Die Ausstellung zeigt zunächst die jüngst in Spanien ausgezeichnete Video-Arbeit Goodbye Horses (erster Platz der “Generación 2009. Premios y Becas de Arte Caja Madrid”). Inspiriert von Demmes “Schweigen der Lämmer” setzt der maskierte, zunächst vollkommen amorph wirkende Künstler vor der Kamera eine für den Betrachter skurril erscheinende Selbstinszenierung ins Werk. Neben dominanter musikalischer Unterlegung entfaltet zunehmend der Raum der Inszenierung seine eigentümliche Wirkung auf die Metamorphose des Protagonisten.
In den Arbeiten Kotti und Kotti Botschaft zeigt sich die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Phänomen gesellschaftlicher Segregation. Inspirationsquelle und Gegenstand der Dia- und Video-Produktionen ist die Berliner “Szene” am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. In der Diashow Kotti verhüllt Sergio Roger die vermeintlich am Rande der Gesellschaft verorteten Menschen mit großformatigen Masken. Die auf diese Weise ironisierend verobjektivierten und ihrer Individualität zunächst beraubten Menschen wirken auf den Betrachter seltsam entrückt und verwirrend. Es scheint, also ob die Menschen unverhüllt weitaus unsichtbarer für den Rest der Gesellschaft waren, als maskiert. Die Masken selbst werden als Ausstellungsobjekte Teil der Gesamtperformance in DOR28 sein. Sie werden als leblose, stumme und im Außen befindliche Zeugen des innerhalb des Filmmaterails gezeigten lebendigen Geschehens inszeniert.
In der dritten Arbeit, der Video-Performance Kotti Botschaft, stellt Sergio Roger die Protagonisten des Kotti-Projekts als Gruppe unverhüllt in den Kontext einer ihnen fremdartigen Umgebung. Obwohl künstlerisch auf einer Insel aus Goldstaub ins Zentrum einer Vernissage gerückt, hat die Gruppe für den weitaus größten Teil der Vernissage-Besucher eine verstörende Wirkung. Als sichtbar und unverhüllt dargebotenes (Kunst-)Objekt bleiben die Individuen bei dieser offenen Inszenierung für die weitaus meisten Vernissage-Besucher in ihrer Subjektivität unsichtbar.
Im Zentrum der Veranstaltung steht das Ideal der Objektivität in der Fotografie aus der Perspektive der Kunstgeschichte, der Wissenschaftsgeschichte und der fotografischen Theorie und Praxis. Der Begriff der “Objektivität” erfreut sich keiner großen Beliebtheit mehr innerhalb der Fotografiekritik. Seine Neubewertung in der Wissenschaftsgeschichte hat jedoch auch Konsequenzen für die Theorie und Praxis der Fotografie. Der Workshop sucht nach dem Moment der Flüchtigkeit, um ihn für die Kategorie der Objektivität produktiv zu machen. An die Idee der Objektivität soll sich nicht als abstrakte, universelle Kategorie angenähert werden, sondern als ein gefährdetes, zerbrechliches Ideal, in dem verschiedene Sehweisen und unterschiedliche Kenntnisse eingebettet sind.
Programm
16:00 – Einleitung, PD Dr. Charlotte Klonk
16:15 – Prof. Klaus Honnef, “Nachkriegsfotografie in Deutschland: Zwischen Kontinuität und Neubeginn.”
16:45 – Prof. Michael Ruetz, “Methoden der Bildanalysen.”
17:15 – Dr. Sarah James, “The Bechers” Photography & The Negative Aesthetic of Objectivity.”
Dauer: bis 01.07.2009 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 – 19 Uhr
ORIGAMI
Die Arbeit, die André Marose für den Projektraum DOR28 entwickelt hat, knüpft an eine grundsätzliche Arbeitsweise des Künstlers an. Die im Projektraum ausgestellten Inkjet-Foto-Prints zeigen drei thematisch geordnete fotografische Abtastungen des Raumes. In Maroses Arbeit spielt sowohl die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsraum, als auch die Ununterscheidbarkeit zwischen seinen Inspirationsquellen und der eigentlichen Arbeit eine wichtige Rolle. So ist das Archiv an Photografien, das der Künstler über die Jahre aufgebaut hat und stetig erweitert ein Instrument des Nachdenkens über und Verstehens von Phänomenen, Situationen und Räumen, das er an die BetrachterInnen weitergeben möchte, die die Bildfolgen auf den Indexen als Möglichkeit einer Narration lesen und frei kombinieren können.
Da jeder Film aus zahlreichen Standbildern besteht, sind die Indexe von Marose das Material für einen Film, der in der Imagination der BetrachterInnen abläuft und öffnet das Thema Video/Film und Raum einer medienreflexiven Auseinandersetzung.
Das Foyer des kunstgeschichtlichen Instituts ist ein halböffentlicher Durchgangsraum und steht im Widerspruch zum sterilen Ausstellungsraum seit der Moderne, der der Kunst die volle Aufmerksamkeit zukommen lässt und diese als solche schon durch den Kontext definiert. Maroses Intervention dreht dieses Verhältnis nun um, es geht dem Künstler weniger darum, seine Arbeit in den Vordergrund zu holen, als vielmehr diesen bedingt durch seine alltägliche Funktion vergessenen Ort wieder sichtbar zu machen und den Raum gleichzeitig für neue Möglichkeitsräume zu öffnen.
Der erste Index mit dem Titel „Palais De Tokyo“ zeigt den Raum, den der Künstler mit farbigem Pergamentpapier ausgelegt und aus unterschiedlichsten Perspektiven fotografiert hat. Der Titel steht für einen exotischen Ort der Sehnsucht auf den die Imagination eines möglichen Raumes projiziert werden kann. Das Auslegen des halbdunklen Raumes mit Pergamentpapier in poppigen Farben steht für ein Klischee von Kunst bzw. eine Ästhetisierung des Raumes, die auch ein architektonischer Eingriff ist und – wie der Titel andeutet – mit dem Japanischen Papierfetischismus spielt.
Der zweite Index mit dem Titel „Kito Nedo“, zeigt den Kunstkritiker, sowie den Künstler und die Kuratorin seiner Ausstellung, wie sie mit einem neongelben Springseil springend eine surreale Raumerfahrung machen und damit Teil der Arbeit werden.
Auf dem dritten Index mit dem Titel „Studio Visit“ sind Fotos einer Spinne, die sich den Raum erobert hat, mit Bildern aus dem Zimmer und Atelier des Künstlers kombiniert. Der Index „Studio Visit“ steht in der Tradition der Auseinandersetzung mit dem Künstleratelier als Selbstportrait. So unsichtbar wie die Spinne sich den Raum aneignet und abtastet, so unsichtbar ist auch die Quelle der Inspiration des Künstlers in seinem banalen und unscheinbaren Atelier.
Zusammengenommen zeichnen die drei Indexe ein ironisches Portrait des Kunstbetriebes, dessen Protagonisten Kurator, Künstler, Kritiker und Ausstellungsraum sind.
Des Weiteren erscheint auch ein Magazin zur Ausstellung, das jedoch als eigenständige Arbeit mit dem Namen des Projektraumes „DOR28“ spielt. Da die ursprünglich verwaltungsbedingte Abkürzung für Außenstehende nicht sofort zu durchschauen ist, hat der Künstler auf der Suche nach der Entschlüsselung des Codes eine weitere Entdeckung gemacht, welche die bürokratische Erfassung des gesamten Gebäudes offenlegt, im Magazin aber wieder als poetischer Text lesbar wird.
Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte Humboldt-Universität zu Berlin Dorotheenstraße 28 10117 Berlin
Eröffnung: 17.06.2009, 19 Uhr
Kuratoren: René Koch, Isabell Villanueva, William Wetzel
Dauer: bis 24.06.2009 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr
Rückruf;-(MALGIL)
William Wetzel, René Koch und Isabell Villanueva ist daran gelegen, im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte Begegnung zu initiieren. Die in Berlin lebenden Künstler suchen nach Stellvertretern für Eindrücke und Empfindungen, die sie bei Begehungen der Räumlichkeiten der Dorotheenstr. 28 gewonnen haben. Begegnung stattfinden zu lassen, bedeutet aus dieser Perspektive, auch auf die Gegebenheiten des Ortes einzuwirken. So geht das Öffnen des Raumes mit seiner Anreicherung einher. Das alte Bibliotheksmagazin und die Besenkammer werden kurzzeitig geöffnet und in das Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte integriert. Durch ritualisierte Handlungen und die Wegnahme von Barrieren werden „Geisterbahnen“ frei gegeben. Ins Abseits geratene Aufenthaltsorte sollen dem Empfinden zugänglich sein. Die Künstler hinterlassen Stellvertreter, die den initiierten Kontakt zu den „Geistern“ aufrecht erhalten und für Unbeteiligte eine Anteilnahme ermöglichen. Sie sind Träger der zum Vorschein gebrachten Wirklichkeit und verweisen auf die Beschaffenheit des Ortes, an dem sie sich befinden. Als Stellvertreter bezeichnete Objekte oder Installationen sind Bestandteile eines Gesamtkunstwerkes. Ein Gesamtkunstwerk, welches das Foyer als Bühne nutzt, die eine Zwischenwelt darstellt, in welcher sich Menschen und Geister begegnen und versucht wird, Unsichtbares anzudeuten. Als integraler Bestandteil des Gesamtkunstwerks, sind die Stellvertreter den Künstlern eine Hilfestellung, den Zusammenhang zwischen dem Kontext der Nutzung des Gebäudes und einem Bewusstsein seiner räumlichen Realität zu erkennen. René Koch und William Wetzel haben bereits während ihres Studiums an der HfBK Dresden an mehreren Ausstellungsprojekten gemeinsam gewirkt. Seit drei Jahren arbeitet Isabell Villanueva mit ihnen zusammen. Kunst und Kurator begreifen sie als Arbeitsfelder, auf denen sie gemeinsam und auch allein verbunden tätig werden.
Dauer: bis 17.06.2009 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr
Ausstellung: Kurzfilm 7’30” min (2006/7) Intervention: Alejandro Moncada
„This is part of everyday life. You have to understand it!“
Welche Bilder sind real und welche sind Produkte von Vorstellungen, Vorurteilen und Fiktionen? Ist es nicht so, dass diese sich oftmals miteinander mischen und das Wahre, das Reale kaum zu erkennen ist? Der deutsch-südafrikanischer Künstler Teboho Edkins (*1980) setzt sich in seinem Kurzfilm Gangster Project 1 hiermit auseinander. Kapstadt und das Leben der Gangster in dieser gefährlichen Stadt bilden hierfür den Rahmen seiner Reflektionen.
Teboho Edkins, der in Lesotho und in Südafrika aufgewachsen ist und heute in Berlin und Kapstadt lebt, wird seit seiner Jugend immer wieder mit der Kriminalität, der ausgeprägten Gangster- und Gang-Kultur, der Drogen- und Aidsproblematik und den Folgen einer jahrzehntelang durch das sudafrikanische Apartheit-Regime geteilten Gesellschaft konfrontiert. Als Teil der weißen Bevölkerung Südafrikas ist sich Edkins der Existenz dieser Probleme bewusst, lebt mit diesen Problemen sein Leben als Weißer, hat Angst, wird aber von der Neugier getrieben, mehr über die Welt der Gangster herauszufinden.
Für die Produktion des Films Gangster Project 1 zieht Edkins für zwei Monate in das Haus des Gangsters Jackals ein und nimmt am Leben der Gang teil. Der Künstler kommt allerdings nicht nur mit seiner Neugier, sondern bringt seine Vorurteile, seine stereotypen Vorstellungen über das Leben von Gangstern und nicht zuletzt ein Konzept für einen Kurzfilm mit in die Lebensrealität des Ghettos. Teboho Edkins geht offen mit seinen Projektionen, Vorurteilen und Vorstellungen um und integriert diese in sein Werk.
In Gangster Project 1 vermischt sich ein Ausschnitt aus dem Alltag des Gangster Jackals mit den Projektionen und dem gestalterischen Konzept des Künstlers. Dies wird zum Beispiel bei der Auswahl des Protagonisten Jackals deutlich, der von Edkins ausgewählt wurde, weil er am ehesten seinem ganz eigenen Bild von einem Ghetto-Gangster entspricht. Gestalterisch wird dies außerdem durch die Integration von Musikvideosequenzen und typischer Elemente wie Hundekampf, Gangster-Karren und sexy Mädchen im Film deutlich.
Durch diese Vermischung des Alltäglichen mit dem Imaginierten macht Edkins auf die vielfältigen Existenzen von Vorurteilen aufmerksam, die das Bild von Realität beeinflussen und verfälschen.
Im Rahmen der Ausstellung Gangster Project 1 wird der Künstler Alejandro Moncada eine art intervention durchführen.
Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin
Eröffnung: 03.06.2009, 19 Uhr
Kuratorinnen: Sarah Quast & Filiz Güngör
Dauer: bis 10.06.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr
Erinnerungskunst
Karen Oostenbrink hat nach Spuren von unbekannten Menschen gesucht: Fotoalben, Briefe, Aufzeichnungen der Erinnerungen Anderer, die irgendwann verloren gingen und auf dem Flohmarkt landeten, um dort von der jungen Künstlerin gefunden zu werden. Sie bilden nur den Ausgangspunkten für eine längere Suche. Die in Berlin lebende Niederländerin spürt den Erinnerungen nach, auf die alten Fotografien verweisen und die nicht ihre eigenen sind. Wenn sie ihre Projekte abschließt, sind die Bilder und Briefe mit der eigenen Erfahrung des Suchprozesses verbunden. Ihre Videoinstallationen machen die alten Erinnerungen wieder lebendig.
Die Arbeit „Yvonne Perot“ entsteht 2006 im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Kunstakademie von Den Haag. In einem Fotoalbum entdeckt die Künstlerin Bilder einer belgischen Fabrikantentochter, die im Alter von 23 Jahren bei der Geburt ihres ersten Kindes starb. Schließlich findet sie in dem kleinen Ort Visé Yvonne Perots Cousin, der ihr sehr nahe stand und für die Künstlerin mit der einfachen Handkamera aus seinen Erinnerungen erzählt, bis er keine Worte mehr hat. In Visé entstehen auch die fünf Fotografien, die Oostenbrink stundenlang aus dem Fenster ihres Hotelzimmers aufnimmt, bis es Nacht wird. Wie die Erinnerung verdunkeln auch die Bilder.
„Für Marion von Walja“ aus dem Jahr 2008 hat mit einem Stapel alter Briefe begonnen, geschrieben in den 60er Jahren von einem Mädchen namens Walja aus Alma-Ata in Kasachstan an ihre deutsche Brieffreundin Marion. Zwei Fotos hat Walja mitgeschickt: ein Passbild und eine Aufnahme einer Berglandschaft, aus dem Ferienlager. In einem selbst gebauten Holzkästchen hat sie ein Weihnachtsgeschenk versendet. Auf dem Video ist die leere Wohnung zu sehen, in der Marion bis zu ihrem Tod gelebt hat. Wir hören die Stimme ihrer 18 Jahre jüngeren Schwester Anja, die aus den russischen Briefen und aus dem Tagebuch der 16 jährigen Marion vorliest. Sie hat ihre ältere Schwester kaum gekannt.
Karen Oostenbrinks Erinnerungskunst oszilliert zwischen Nähe und Distanz. Die Menschen, deren Spuren sie nachgeht, sind ihr fern und haben doch etwas mit ihr gemeinsam. Auch wir kommen diesen Menschen nahe – aber nur ein Stück weit, für einen Moment. Was bleibt, ist die vermittelte Erinnerung, die Erinnerung Anderer, an der wir ein wenig teilhaben dürfen.
Wie beeinflusst der Kontext des Ausstellungsraums die Bedeutung einer Videoarbeit und wie kann eine Videoarbeit selbst Räume hinterfragen, neue Räume eröffnen – selbst räumlich werden?
Ab dem 3. Juni wird sich das Foyer des kunstgeschichtlichen Seminargebäudes in ein temporäres Projectspace namens DOR28 verwandeln.
In sieben aufeinander folgenden Ausstellungen, jeweils mit der Dauer einer Woche, werden acht studentische KuratorInnen die räumlichen Dimensionen des videografischen Mediums in Installationen erkunden. Die StudentInnen präsentieren dabei Arbeiten von jungen KünstlerInnen und KunststudentInnen, die Video oder Film als gestaltendes Medium verwenden.
Das Projekt findet in Zusammenhang mit dem Seminar „Our Lady’s Forever – Der Kunstraum: Das Reale als Unwirkliches / das Unwirkliche als Reales“ der polnischen Videokünstlerin Anna Konik statt, die im Sommersemester 2009 die Rudolf-Arnheim-Gastprofessur am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität inne hat.
Ziel des Projekts ist unter anderem die Auseinandersetzung der StudentInnen mit künstlerischen Positionen der eigenen Generation und die Entwicklung geeigneter Installationsformen für die präsentierten Werke. Hierbei wurde stets der enge Austausch mit den ausgestellten KünstlerInnen selbst gesucht. Innerhalb der strengen Grenzen des Ausstellungsraums sowie der zur Verfügung stehenden Mittel sollten Freiräume gesucht und innovative Ausstellungskonzepte entwickelt werden.
Eröffnung
3. Juni, 19 Uhr im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte, Dorotheenstraße 28
Ausstellungen
Die Ausstellungen folgen wöchentlich aufeinander.
Der Ausstellungszeitraum ist der 3. Juni bis 15. Juli 2009.
Die Eröffnungen finden jeden Mittwochabend um 19 Uhr im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte in der Dorotheenstraße 28 statt.
Die Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung lädt ein zu einem Vortrag von
John M. Kennedy
(University of Toronto)
Drawing and the Blind
Dienstag, 26. Mai 2009,
Humboldt Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
Helmholtz-Saal, R. 3031
John M. Kennedy ist Professor der Psychologie an der University of Toronto in Kanada und ist zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er promovierte an der Cornell University bei dem Wahrnehmungstheoretiker James J. Gibson. Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere stellte Kennedy vorherrschende Theorien der Bildlichkeit und metaphorischer Repräsentation in Frage. Er kritisierte die Annahme, dass Bilder nur visuell erfahren und erzeugt werden könnten. So beantwortete er die Frage „Wofür stehen Linien?“ damit, dass sie Metaphern für visuelle oder taktile Formen seien. Dieses Element der taktilen Wahrnehmung bedeutet bei Kennedy immer auch ambulante Bewegung. Er vertritt die These, dass die lineare Perspektive die Richtung von Bewegungen auf ein Ziel von einem Standpunkt aus darstellt. Dies führte ihn zur Entdeckung, dass selbst blind geborene Menschen ohne Anleitung perspektivische Bilder zeichnen können. Auf der Basis seiner theoretischen und experimentellen Arbeiten vertritt er die These, dass es Universalien der Wahrnehmung gibt, die kulturunabhängig sind.
Kennedys Arbeiten sind in den letzten Jahren international von Philosophen und Wahrnehmungstheoretikern kontrovers diskutiert worden. In seinem Vortrag wird er seine Grundgedanken erklären und an konkreten Beispielen von Zeichnungen blindgeborener Menschen erläutern. Kennedy arbeitet seit Jahren auch mit Philosophen, Museumspädagogen und Künstlern zusammen. Er hat in zahlreichen Fachzeitschriften wie Nature, Science, Perception und dem Journal of Aesthetics and Art Criticism seine Forschungen publiziert. Einen guten Überblick über seine Thesen findet sich in seinem Buch Drawing and the Blind. Pictures to Touch (Yale University Press, 1993).