08.-15. Juli 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 6

Andreas Sell

“Mach mas jetzt oda laß mas?”

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin

Eröffnung: 08.07.2009, 19 Uhr
Kuratorin: Sina Deister

Dauer: bis 15.07.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Donnersta 9-19 Uhr, Freitag 9-17 Uhr

Ausstellung:
Andreas Sell
“Mach mas jetzt oda laß mas?”

„Mach mas jetzt oda laß mas?“

Diese Frage bedarf bezüglich der letzten Ausstellung im Zyklus des Projektraums DOR28 keiner Beantwortung. Sie lenkt vielmehr den Fokus unseres Denkens auf einen sehr spezifischen Charakter der Arbeiten des Künstlers Andreas Sell.
Ausgehend von einer alltäglichen Situation irritiert Sell unser traditionelles Verständnis, und vor allem unser emotionales Erleben, von Normen. An den unterschiedlichsten Orten steht der Künstler wiederholt über einen längeren Zeitraum still. Die eigene Körperkontrolle ist die Voraussetzung für diese Arbeiten. Als Passant oder Besucher einer Ausstellung spürt man die Spannung die sich aus dem Gefüge von vollkommener Ruhe und dem zu erwartenden Gegenpol der Bewegung ergibt. Irgendwann muss er sich wieder bewegen…. Die Frage nach Teilnahme oder Apathie und der Gegensatz zwischen dem von Sell aufgeführten Handlungskonzept und einer Definition dessen was er tut, bleibt offen.

Es sind immer kleine, subversive Inszenierungen denen man als Besucher seiner Ausstellung begegnen kann. Der Aufführungsort wird zur Bühne, die Gegebenheiten zur Kulisse.
Dieser Charakter der Inszenierung, teilweise sogar des Absurden, vor allem aber immer des Unbestimmten und Offenen werden auch in der Zusammenstellung der Arbeiten für die Ausstellungsreihe DOR28 wichtig. Die Ausstellung „Mach mas jetzt oda laß mas?“ bringt zwei Arbeiten des Künstlers zusammen.

In dem Video „Stillstand – Gott erschafft neues Leben aus dem Nichts“ von 2009 steht Sell während eines Gottesdienstes still neben dem Altar im Kirchenraum. Die Themenpredigt der Pastorin nimmt die Arbeit des Künstlers inhaltlich auf und interpretiert den Stillstand im Hinblick auf die christliche Schöpfungsgeschichte.

Eine zweite Arbeit von Andreas Sell, die zu sehen sein wird, ist eine auf einem Stuhl sitzende Person, deren Lebenslauf an der Wand aufgehängt ist.

In der Inszenierung dieser beiden Arbeiten im Foyer des Kunstgeschichtlichen Seminars stellt sich vordergründig subtil, in der tieferen Betrachtung allerdings auf einer stark emotionalen Ebene, die Frage nach dem Grad zwischen Aufführung und Alltäglichem.

3. Juli 2009 – IKB Fußballturnier

IKB Fußballturnier

Tag: 3. Juli 2009
Ort: Cantian-Stadion (Eingang Cantianstraße)
Beginn: 16.00 Uhr

1. Platz: Urordnungshüter (Sekretariatsmannschaft)
2. Platz: Bildakt
3. Platz: Requiem

        ___________________________
       |             |             |
       |___          |          ___|      
       |_  |         |         |  _|      
      .| | |.       ,|.       .| | |.
      || | | )     ( | )     ( | | ||
      '|_| |'       `|'       `| |_|'
       |___|         |         |___|
       |             |             |
       |_____________|_____________|      
       www.ascii-art.de

Gruppenphase

Geplant ist, die Mannschaften zunächst in zwei Gruppen (A und B) aufzuteilen. Innerhalb einer Gruppe spielt jede Mannschaft jeweils einmal gegen die anderen Mannschaften ihrer Gruppe. Die Punktvergabe erfolgt wie üblich: der Sieger eines Spiels erhält 3 Punkte, bei einem Unentschieden erhalten beide Mannschaften jeweils einen Punkt. Gruppensieger ist die Mannschaft, die nach Abschluß der Gruppenphase die meisten Punkte erringen konnte. Bei gleicher Punktzahl entscheidet zuerst das Ergebnis aus dem direkten Vergleich zweier Mannschaften, erst danach das Torverhältnis.

Die Spiele gehen über zweimal 8 Minuten. Die Halbzeit dient lediglich zum Seitenwechsel. Pro Mannschaft dürfen 7 Spieler aufs Feld. Auswechslungen können zu jeder Zeit des Spiels und beliebig oft erfolgen.

Die Gruppensieger und Zweitplazierten qualifizieren sich für das Halbfinale.

Halbfinale

Das Halbfinale 1 bestreiten der Sieger der Gruppe A und der Zweitplazierte der Gruppe B, im Halbfinale 2 treten entsprechend der Sieger der Gruppe B und der Zweitplazierte der Gruppe A gegeneinander an. Steht es nach Ablauf der regulären Spielzeit unentschieden, kommt es zu einer Verlängerung von 5 Minuten. Sollte es auch nach der Verlängerung noch keinen Sieger geben, entscheidet das Neunmeterschießen.

Finale

Die Sieger der beiden Halbfinale spielen im Finale um den Turniersieg – falls nötig, ebenfalls in Verlängerung und Neunmeterschießen.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und ein spannendes Fußballturnier!

Im Anschluß findet eine Siegerehrung statt.

01.-08. Juli 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 5

Sergio Roger

(un)cloaked

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin

Eröffnung: 01.07.2009, 19 – 21 Uhr
Kuratorin: Magdalena Bosak

Dauer: bis 08.07.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr

Ausstellung:
Sergio Roger
(UN)CLOAKED

Sergio Roger – (un)cloaked

Der spanische Künstler Sergio Roger, der gegenwertig in Berlin arbeitet und studiert, zeigt im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität – DOR28 seine zuletzt in Berlin entstandenen Arbeiten. Sie werden in einer Kombination aus Video-Installation, Dia-Show und Objekt-Präsentation raumgreifend in das Foyer integriert. Die gezeigeten Arbeiten kreisen um die Thematik menschlicher Identität und den Prozess der Verortung derselben im Spannungsfeld zwischen innerer Suche und äußerer Zuschreibung. Die Poblematik der Beziehung von Innen und Außen, die Relativität ihrer brüchigen Grenze und die Frage nach der Betrachterperspektive werden in allen Arbeiten Rogers greifbar.

Die Ausstellung zeigt zunächst die jüngst in Spanien ausgezeichnete Video-Arbeit Goodbye Horses (erster Platz der “Generación 2009. Premios y Becas de Arte Caja Madrid”). Inspiriert von Demmes “Schweigen der Lämmer” setzt der maskierte, zunächst vollkommen amorph wirkende Künstler vor der Kamera eine für den Betrachter skurril erscheinende Selbstinszenierung ins Werk. Neben dominanter musikalischer Unterlegung entfaltet zunehmend der Raum der Inszenierung seine eigentümliche Wirkung auf die Metamorphose des Protagonisten.

In den Arbeiten Kotti und Kotti Botschaft zeigt sich die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Phänomen gesellschaftlicher Segregation. Inspirationsquelle und Gegenstand der Dia- und Video-Produktionen ist die Berliner “Szene” am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. In der Diashow Kotti verhüllt Sergio Roger die vermeintlich am Rande der Gesellschaft verorteten Menschen mit großformatigen Masken. Die auf diese Weise ironisierend verobjektivierten und ihrer Individualität zunächst beraubten Menschen wirken auf den Betrachter seltsam entrückt und verwirrend. Es scheint, also ob die Menschen unverhüllt weitaus unsichtbarer für den Rest der Gesellschaft waren, als maskiert. Die Masken selbst werden als Ausstellungsobjekte Teil der Gesamtperformance in DOR28 sein. Sie werden als leblose, stumme und im Außen befindliche Zeugen des innerhalb des Filmmaterails gezeigten lebendigen Geschehens inszeniert.

In der dritten Arbeit, der Video-Performance Kotti Botschaft, stellt Sergio Roger die Protagonisten des Kotti-Projekts als Gruppe unverhüllt in den Kontext einer ihnen fremdartigen Umgebung. Obwohl künstlerisch auf einer Insel aus Goldstaub ins Zentrum einer Vernissage gerückt, hat die Gruppe für den weitaus größten Teil der Vernissage-Besucher eine verstörende Wirkung. Als sichtbar und unverhüllt dargebotenes (Kunst-)Objekt bleiben die Individuen bei dieser offenen Inszenierung für die weitaus meisten Vernissage-Besucher in ihrer Subjektivität unsichtbar.

Fotos: Andreas Baudisch

DOR28 - Foto: Andreas Baudisch DOR28 - Foto: Andreas Baudisch DOR28 - Foto: Andreas Baudisch

Symposium – Fotografie und die Ästhetik der Objektivität

Symposium – Fotografie und die Ästhetik der Objektivität

24. Juni 2009 – 16:00 Uhr

Hörsaal 3075
Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10999 Berlin

Ansprechpartner: Dr. Sarah James – s.e.james.01@cantab.net

Im Zentrum der Veranstaltung steht das Ideal der Objektivität in der Fotografie aus der Perspektive der Kunstgeschichte, der Wissenschaftsgeschichte und der fotografischen Theorie und Praxis. Der Begriff der “Objektivität” erfreut sich keiner großen Beliebtheit mehr innerhalb der Fotografiekritik. Seine Neubewertung in der Wissenschaftsgeschichte hat jedoch auch Konsequenzen für die Theorie und Praxis der Fotografie. Der Workshop sucht nach dem Moment der Flüchtigkeit, um ihn für die Kategorie der Objektivität produktiv zu machen. An die Idee der Objektivität soll sich nicht als abstrakte, universelle Kategorie angenähert werden, sondern als ein gefährdetes, zerbrechliches Ideal, in dem verschiedene Sehweisen und unterschiedliche Kenntnisse eingebettet sind.

Programm

16:00 – Einleitung, PD Dr. Charlotte Klonk

16:15 – Prof. Klaus Honnef, “Nachkriegsfotografie in Deutschland: Zwischen Kontinuität und Neubeginn.”

16:45 – Prof. Michael Ruetz, “Methoden der Bildanalysen.”

17:15 – Dr. Sarah James, “The Bechers” Photography & The Negative Aesthetic of Objectivity.”

17:45 – Matthias Hoch, “Städte, Räume, Konstruktionen: Fotografien 1987-2009”

18:15 – Dr. Erna Fiorentini, “Ästhetische Epistemologie und vielsetige Objektivität: Sehen und Visualisieren bei Santiago Ramón Cajal.”

18:45 – Dr. Matthias Bruhn, “Morphology.”

19:15 – Stefanie Klamm, “Das Auge der Archäologie – Zeichnung, Fotografie und Gibpsabguss.”

24. Juni – bis 01. Juli 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 4

ANDRÉ MAROSE

ORIGAMI

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28, 10117 Berlin

Eröffnung: 24.06.2009, 19 – 21 Uhr
Kuratorin: Hannah Beck-Mannagetta
(hannah.berlin@gmail.com)

Dauer: bis 01.07.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 – 19 Uhr

ORIGAMI

Die  Arbeit,  die  André  Marose  für  den  Projektraum  DOR28  entwickelt  hat,  knüpft  an  eine grundsätzliche Arbeitsweise des Künstlers an. Die  im Projektraum ausgestellten  Inkjet-Foto-Prints zeigen drei thematisch geordnete fotografische Abtastungen des Raumes. In Maroses Arbeit  spielt  sowohl  die  Auseinandersetzung  mit  dem  Ausstellungsraum,  als  auch  die Ununterscheidbarkeit  zwischen  seinen  Inspirationsquellen  und  der  eigentlichen  Arbeit  eine wichtige Rolle. So ist das Archiv an Photografien, das der Künstler über die Jahre aufgebaut hat  und  stetig  erweitert  ein  Instrument  des  Nachdenkens  über  und  Verstehens  von Phänomenen, Situationen und Räumen, das er an die BetrachterInnen weitergeben möchte, die die Bildfolgen auf den Indexen als Möglichkeit einer Narration lesen und frei kombinieren können.

Da jeder Film aus zahlreichen Standbildern besteht, sind die Indexe von Marose das Material für  einen  Film,  der  in  der  Imagination  der  BetrachterInnen  abläuft  und  öffnet  das  Thema Video/Film und Raum einer medienreflexiven Auseinandersetzung.

Das  Foyer  des  kunstgeschichtlichen  Instituts  ist  ein  halböffentlicher  Durchgangsraum  und steht  im Widerspruch  zum  sterilen  Ausstellungsraum  seit  der Moderne,  der  der  Kunst  die volle  Aufmerksamkeit  zukommen  lässt  und  diese  als  solche  schon  durch  den  Kontext definiert. Maroses Intervention dreht dieses Verhältnis nun um, es geht dem Künstler weniger darum,  seine Arbeit  in  den Vordergrund  zu  holen,  als  vielmehr  diesen  bedingt  durch  seine alltägliche Funktion vergessenen Ort wieder sichtbar zu machen und den Raum gleichzeitig für neue Möglichkeitsräume zu öffnen.

Der  erste  Index mit  dem  Titel  „Palais  De  Tokyo“ zeigt  den  Raum,  den  der  Künstler mit farbigem  Pergamentpapier  ausgelegt  und  aus  unterschiedlichsten  Perspektiven  fotografiert hat. Der  Titel  steht  für  einen  exotischen Ort  der  Sehnsucht  auf  den  die  Imagination  eines möglichen  Raumes  projiziert  werden  kann.  Das  Auslegen  des  halbdunklen  Raumes  mit Pergamentpapier  in  poppigen  Farben  steht  für  ein  Klischee  von  Kunst  bzw.  eine Ästhetisierung  des  Raumes,  die  auch  ein  architektonischer  Eingriff  ist  und  –  wie  der  Titel andeutet – mit dem Japanischen Papierfetischismus spielt.

Der zweite Index mit dem Titel „Kito Nedo“, zeigt den Kunstkritiker, sowie den Künstler und die  Kuratorin  seiner  Ausstellung,  wie  sie mit  einem  neongelben  Springseil  springend  eine surreale Raumerfahrung machen und damit Teil der Arbeit werden.

Auf  dem  dritten  Index mit  dem  Titel  „Studio  Visit“ sind  Fotos  einer  Spinne,  die  sich  den Raum  erobert  hat, mit  Bildern  aus  dem  Zimmer  und  Atelier  des  Künstlers  kombiniert. Der Index „Studio Visit“ steht in der Tradition der Auseinandersetzung mit dem Künstleratelier als Selbstportrait.  So  unsichtbar  wie  die  Spinne  sich  den  Raum  aneignet  und  abtastet,  so unsichtbar  ist  auch  die  Quelle  der  Inspiration  des  Künstlers  in  seinem  banalen  und unscheinbaren Atelier.

Zusammengenommen  zeichnen  die  drei  Indexe  ein  ironisches Portrait  des Kunstbetriebes, dessen Protagonisten Kurator, Künstler, Kritiker und Ausstellungsraum sind.

Des Weiteren  erscheint  auch  ein  Magazin zur  Ausstellung,  das  jedoch  als  eigenständige Arbeit  mit  dem  Namen  des  Projektraumes  „DOR28“  spielt.  Da  die  ursprünglich verwaltungsbedingte Abkürzung für Außenstehende nicht sofort zu durchschauen ist, hat der Künstler  auf  der  Suche  nach  der  Entschlüsselung  des  Codes  eine  weitere  Entdeckung gemacht, welche die bürokratische Erfassung des gesamten Gebäudes offenlegt, im Magazin aber wieder als poetischer Text lesbar wird.

Fotos: Andreas Baudisch & Barbara Herrenkind

DOR28 - Foto © Andreas Baudisch DOR28 - Foto © Andreas Baudisch DOR28 - Foto © Barbara Herrenkind

17.-24. Juni 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 3

René Isabell William

Rückruf;-(MALGIL)

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin

Eröffnung:
17.06.2009, 19 Uhr

Kuratoren:
René Koch, Isabell Villanueva, William Wetzel

Dauer: bis 24.06.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr

Rückruf;-(MALGIL)

William Wetzel, René Koch und Isabell Villanueva ist daran gelegen, im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte Begegnung zu initiieren.
Die in Berlin lebenden Künstler suchen nach Stellvertretern für Eindrücke und Empfindungen, die sie bei Begehungen der Räumlichkeiten der Dorotheenstr. 28 gewonnen haben. Begegnung stattfinden zu lassen, bedeutet aus dieser Perspektive, auch auf die Gegebenheiten des Ortes einzuwirken. So geht das Öffnen des Raumes mit seiner Anreicherung einher.
Das alte Bibliotheksmagazin und die Besenkammer werden kurzzeitig geöffnet und in das Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte integriert. Durch ritualisierte Handlungen und die Wegnahme von Barrieren werden „Geisterbahnen“ frei gegeben. Ins Abseits geratene Aufenthaltsorte sollen dem Empfinden zugänglich sein.
Die Künstler hinterlassen Stellvertreter, die den initiierten Kontakt zu den „Geistern“ aufrecht erhalten und für Unbeteiligte eine Anteilnahme ermöglichen. Sie sind Träger der zum Vorschein gebrachten Wirklichkeit und verweisen auf die Beschaffenheit des Ortes, an dem sie sich befinden.
Als Stellvertreter bezeichnete Objekte oder Installationen sind Bestandteile eines Gesamtkunstwerkes. Ein Gesamtkunstwerk, welches das Foyer als Bühne nutzt, die eine Zwischenwelt darstellt, in welcher sich Menschen und Geister begegnen und versucht wird, Unsichtbares anzudeuten. Als integraler Bestandteil des Gesamtkunstwerks, sind die Stellvertreter den Künstlern eine Hilfestellung, den Zusammenhang zwischen dem Kontext der Nutzung des Gebäudes und einem
Bewusstsein seiner räumlichen Realität zu erkennen.
René Koch und William Wetzel haben bereits während ihres Studiums an der HfBK Dresden an mehreren Ausstellungsprojekten gemeinsam gewirkt. Seit drei Jahren arbeitet Isabell Villanueva mit ihnen zusammen. Kunst und Kurator begreifen sie als Arbeitsfelder, auf denen sie gemeinsam und auch allein verbunden tätig werden.

Fotos: Andreas Baudisch

DOR28 - Foto © Andreas Baudisch DOR28 - Foto © Andreas Baudisch DOR28 - Foto © Andreas Baudisch

10.-17. Juni 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 2

TEBOHO EDKINS

„GANGSTER PROJECT 1“

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin

Eröffnung: 10.06.2009, 19 Uhr
Kuratorin: Violeta Çerku (lule_violeta@hotmail.com)

Dauer: bis 17.06.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr

Ausstellung:
Kurzfilm 7’30” min (2006/7)
Intervention: Alejandro Moncada

„This is part of everyday life. You have to understand it!“

Welche Bilder sind real und welche sind Produkte von Vorstellungen, Vorurteilen und  Fiktionen? Ist es nicht so, dass diese sich oftmals miteinander mischen und das Wahre, das Reale kaum zu erkennen ist? Der deutsch-südafrikanischer Künstler Teboho Edkins (*1980) setzt sich in seinem Kurzfilm Gangster Project 1 hiermit auseinander. Kapstadt und das Leben der Gangster in dieser gefährlichen Stadt bilden hierfür den Rahmen seiner Reflektionen.

Teboho Edkins, der in Lesotho und in Südafrika aufgewachsen ist und heute in Berlin und Kapstadt lebt, wird seit seiner Jugend immer wieder mit der Kriminalität, der ausgeprägten Gangster- und Gang-Kultur, der Drogen- und Aidsproblematik und den Folgen einer jahrzehntelang durch das sudafrikanische Apartheit-Regime geteilten Gesellschaft konfrontiert. Als Teil der weißen Bevölkerung Südafrikas ist sich Edkins der Existenz dieser Probleme bewusst, lebt mit diesen Problemen sein Leben als Weißer, hat Angst, wird aber von der Neugier getrieben, mehr über die Welt der Gangster herauszufinden.

Für die Produktion des Films Gangster Project 1 zieht Edkins für zwei Monate in das Haus des Gangsters Jackals ein und nimmt am Leben der Gang teil. Der Künstler kommt allerdings nicht nur mit seiner Neugier, sondern bringt seine Vorurteile, seine stereotypen Vorstellungen über das Leben von Gangstern und nicht zuletzt ein Konzept für einen Kurzfilm mit in die Lebensrealität des Ghettos. Teboho Edkins geht offen mit seinen Projektionen, Vorurteilen und Vorstellungen um und integriert diese in sein Werk.

In Gangster Project 1 vermischt sich ein Ausschnitt aus dem Alltag des Gangster Jackals mit den Projektionen und dem gestalterischen Konzept des Künstlers. Dies wird zum Beispiel bei der Auswahl des Protagonisten Jackals deutlich, der von Edkins ausgewählt wurde, weil er am ehesten seinem ganz eigenen Bild von einem Ghetto-Gangster entspricht. Gestalterisch wird dies außerdem durch die Integration von Musikvideosequenzen und typischer Elemente wie Hundekampf, Gangster-Karren und sexy Mädchen im Film deutlich.

Durch diese Vermischung des Alltäglichen mit dem Imaginierten macht Edkins auf die vielfältigen Existenzen von Vorurteilen aufmerksam, die das Bild von Realität beeinflussen und verfälschen.

Im Rahmen der Ausstellung Gangster Project 1 wird der Künstler Alejandro Moncada eine art intervention durchführen.

 

Fotos: Barbara Herrenkind

Foto © Barbara Herrenkind Foto © Barbara Herrenkind Foto © Barbara Herrenkind

3.-10. Juni 2009 – DOR28 – Video als Raum – Ausstellung 1

KAREN OOSTENBRINK

„Yvonne Perot“ und „Für Marion von Walja“

Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte
Dorotheenstraße 28
10117 Berlin

Eröffnung: 03.06.2009, 19 Uhr
Kuratorinnen: Sarah Quast & Filiz Güngör

Dauer: bis 10.06.2009
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr

Erinnerungskunst

Karen Oostenbrink hat nach Spuren von unbekannten Menschen gesucht: Fotoalben, Briefe, Aufzeichnungen der Erinnerungen Anderer, die irgendwann verloren gingen und auf dem Flohmarkt landeten, um dort von der jungen Künstlerin gefunden zu werden. Sie bilden nur den Ausgangspunkten für eine längere Suche. Die in Berlin lebende Niederländerin spürt den Erinnerungen nach, auf die alten Fotografien verweisen und die nicht ihre eigenen sind. Wenn sie ihre Projekte abschließt, sind die Bilder und Briefe mit der eigenen Erfahrung des Suchprozesses verbunden. Ihre Videoinstallationen machen die alten Erinnerungen wieder lebendig.

Die Arbeit „Yvonne Perot“ entsteht 2006 im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Kunstakademie von Den Haag. In einem Fotoalbum entdeckt die Künstlerin Bilder einer belgischen Fabrikantentochter, die im Alter von 23 Jahren bei der Geburt ihres ersten Kindes starb. Schließlich findet sie in dem kleinen Ort Visé Yvonne Perots Cousin, der ihr sehr nahe stand und für die Künstlerin mit der einfachen Handkamera aus seinen Erinnerungen erzählt, bis er keine Worte mehr hat. In Visé  entstehen auch die fünf  Fotografien, die Oostenbrink  stundenlang aus dem Fenster ihres Hotelzimmers aufnimmt, bis es Nacht wird. Wie die Erinnerung verdunkeln auch die Bilder.

„Für Marion von Walja“ aus dem Jahr 2008 hat mit einem Stapel alter Briefe begonnen, geschrieben in den 60er Jahren von einem Mädchen namens Walja aus Alma-Ata in Kasachstan an ihre deutsche Brieffreundin Marion. Zwei Fotos hat Walja mitgeschickt: ein Passbild und eine Aufnahme einer Berglandschaft, aus dem Ferienlager. In einem selbst gebauten Holzkästchen hat sie ein Weihnachtsgeschenk  versendet. Auf dem Video ist die leere Wohnung zu sehen, in der Marion bis zu ihrem Tod gelebt hat. Wir hören die Stimme ihrer 18 Jahre jüngeren Schwester Anja, die aus den russischen Briefen und aus dem Tagebuch  der 16 jährigen Marion vorliest. Sie hat ihre ältere Schwester kaum gekannt.

Karen Oostenbrinks Erinnerungskunst oszilliert zwischen Nähe und Distanz. Die Menschen, deren Spuren sie nachgeht, sind ihr fern und haben doch etwas mit ihr gemeinsam. Auch wir kommen diesen Menschen nahe – aber nur ein Stück weit, für einen Moment. Was bleibt, ist die vermittelte Erinnerung, die Erinnerung Anderer, an der wir ein wenig teilhaben dürfen.

3. Juni 2009 – Video als Raum – Eröffnung des Projectspace DOR28

Video als Raum

Eröffnung des Projectspace DOR28 im Institut für Kunst- und Bildgeschichte

7 Wochen, 7 Ausstellungen, 8 studentische Kuratoren

Wie beeinflusst der Kontext des Ausstellungsraums die Bedeutung einer Videoarbeit und wie kann eine Videoarbeit selbst Räume hinterfragen, neue Räume eröffnen – selbst räumlich werden?
Ab dem 3. Juni wird sich das Foyer des kunstgeschichtlichen Seminargebäudes in ein temporäres Projectspace namens DOR28 verwandeln.
In sieben aufeinander folgenden Ausstellungen, jeweils mit der Dauer einer Woche, werden acht studentische KuratorInnen die räumlichen Dimensionen des videografischen Mediums in Installationen erkunden. Die StudentInnen präsentieren dabei Arbeiten von jungen KünstlerInnen und KunststudentInnen, die Video oder Film als gestaltendes Medium verwenden.
Das Projekt findet in Zusammenhang mit dem Seminar „Our Lady’s Forever – Der Kunstraum: Das Reale als Unwirkliches / das Unwirkliche als Reales“ der polnischen Videokünstlerin Anna Konik statt, die im Sommersemester 2009 die Rudolf-Arnheim-Gastprofessur am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität inne hat.
Ziel des Projekts ist unter anderem die Auseinandersetzung der StudentInnen mit künstlerischen Positionen der eigenen Generation und die Entwicklung geeigneter Installationsformen für die präsentierten Werke. Hierbei wurde stets der enge Austausch mit den ausgestellten KünstlerInnen selbst gesucht. Innerhalb der strengen Grenzen des Ausstellungsraums sowie der zur Verfügung stehenden Mittel sollten Freiräume gesucht und innovative Ausstellungskonzepte entwickelt werden.

Eröffnung

3. Juni, 19 Uhr im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte, Dorotheenstraße 28

Ausstellungen

Die Ausstellungen folgen wöchentlich aufeinander.
Der Ausstellungszeitraum ist der 3. Juni bis 15. Juli 2009.
Die Eröffnungen finden jeden Mittwochabend um 19 Uhr im Foyer des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte in der Dorotheenstraße 28 statt.

Drawing and the Blind

Die Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung lädt ein zu einem Vortrag von

John M. Kennedy

(University of Toronto)

Drawing and the Blind

Dienstag, 26. Mai 2009,
Humboldt Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
Helmholtz-Saal, R. 3031

John M. Kennedy ist Professor der Psychologie an der University of Toronto in Kanada und ist zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er promovierte an der Cornell University bei dem Wahrnehmungstheoretiker James J. Gibson. Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere stellte Kennedy vorherrschende Theorien der Bildlichkeit und metaphorischer Repräsentation in Frage. Er kritisierte die Annahme, dass Bilder nur visuell erfahren und erzeugt werden könnten. So beantwortete er die Frage „Wofür stehen Linien?“ damit, dass sie Metaphern für visuelle oder taktile Formen seien. Dieses Element der taktilen Wahrnehmung bedeutet bei Kennedy immer auch ambulante Bewegung. Er vertritt die These, dass die lineare Perspektive die Richtung von Bewegungen auf ein Ziel von einem Standpunkt aus darstellt. Dies führte ihn zur Entdeckung, dass selbst blind geborene Menschen ohne Anleitung perspektivische Bilder zeichnen können. Auf der Basis seiner theoretischen und experimentellen Arbeiten vertritt er die These, dass es Universalien der Wahrnehmung gibt, die kulturunabhängig sind.

Kennedys Arbeiten sind in den letzten Jahren international von Philosophen und Wahrnehmungstheoretikern kontrovers diskutiert worden. In seinem Vortrag wird er seine Grundgedanken erklären und an konkreten Beispielen von Zeichnungen blindgeborener Menschen erläutern. Kennedy arbeitet seit Jahren auch mit Philosophen, Museumspädagogen und Künstlern zusammen. Er hat in zahlreichen Fachzeitschriften wie Nature, Science, Perception und dem Journal of Aesthetics and Art Criticism seine Forschungen publiziert. Einen guten Überblick über seine Thesen findet sich in seinem Buch Drawing and the Blind. Pictures to Touch (Yale University Press, 1993).